EULALIA PRAT
Das Ö1 Konzert
Orchestrale Orgelklänge mit dem RSO im Radio-Kulturhaus
ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigentin: Irene Delgado-Jiménez; Wolfgang Kogert und Magdalena Moser, Orgel. Thierry Escaich: Orgelkonzert Nr. 2; Francis Poulenc: Konzert für Orgel, Streichorchester und Pauken g-Moll S 93; Felix-Alexandre Guilmant: Symphonie Nr. 2 A-Dur op. 91 für Orgel und Orchester (aufgenommen am 4. Dezember im RadioKulturhaus, Wien in 5.1 Surround Sound)
18. Dezember 2025, 19:30
Sie ist Erbin des Singer-Nähmaschinen-Imperiums, begeisterte Hobbymusikerin und Kunstmäzenin: 1934 beauftragt die amerikanische Prinzessin Edmond de Polignac den französischen Komponisten Francis Poulenc mit einem Orgelkonzert. Poulenc widmet sich zu diesem Zeitpunkt der Musik der alten Meister, erst wenige Jahre zuvor ist sein ungewöhnliches "Concert champetre" für Cembalo und Orchester entstanden. Für das Orgelkonzert muss sich Poulenc jetzt mit einer anderen Frage auseinandersetzen: Wie ein Instrument in ein Orchester integrieren, das selbst den ganzen symphonischen Klangreichtum in sich trägt? Mit seiner Antwort bereitet er den Weg für nachfolgende Generationen.
Organist Maurice Durufle schreibt später: "Alle Blasinstrumente des Orchesters wurden schlichtweg weggelassen, während die Orgel ihre Partien übernehmen konnte.
Daraus ergibt sich eine durch und durch orchestrale Schreibweise von vollkommenem Gleichgewicht, erstaunlicher Präsenz und einem Gesamtklang von Homogenität, Geschmeidigkeit, Vielfalt und außergewöhnlicher Überzeugungskraft. Diese Methode
stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Orgel dar - einen, dem mehrere sinfonische Komponisten ohne Zögern gefolgt sind und den sie zu meistern wussten."
Thierry Escaich greift Francis Poulencs Gedanken fast 70 Jahre später auf und spinnt ihn mit seiner innovativen Tonsprache weiter. "Tatsächlich ist mein Stil ein Stil der Fusion: Klänge fließen ineinander über. Es gibt keine Klangblöcke. In meiner Musik experimentiere ich mit Harmonien."
2006 entsteht sein Konzert für Orgel, Streicher und Schlagwerk. Die Orgel übernimmt zu Beginn des zweisätzigen Werks einerseits die Funktion der Bläsergruppe, während sie anderseits die Klangfarben der Streicher und der Schlaginstrumente aufgreift. Musikalische Linien werden so fließend und unmerklich zwischen den einzelnen Instrumentengruppen weitergereicht. Im zweiten Satz ändert sich der Charakter des Stückes: Die Orgel durchbricht den klanglichen Fluss und es entsteht ein rhythmisch vorwärtsdrängender Dialog zwischen dem Soloinstrument und dem Orchester, der in einer hochgespannten Coda seinen Höhepunkt findet.
Beide Komponisten sind Teil der langen Tradition der französischen Orgelmusik, die von bedeutenden Komponisten wie César Frank, Camille Saint-Saens und Olivier Messiaen geprägt ist. Jahrhunderte lang vorrangig für liturgische Zwecke eingesetzt, etabliert sich die Orgel ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als symphonisches Instrument. Der Organist und Komponist Alexandre Guilmant ist ein wichtiger Wegbereiter dieser Entwicklung: Neben seinen zahlreichen pädagogischen Werken für den kirchenmusikalischen Gebrauch und der Wiederentdeckung barocker Komponisten wie Bach und Händel, schreibt er bereits 1874 eine erste Orgelsonate mit symphonischem Charakter. Sieben weitere sollen in den kommenden Jahren folgen, aus der ersten und der achten Orgelsonate entstehen später seine erste und zweite Symphonie, in der glanzvoll Orgel- und Orchesterklang miteinander verschmelzen.
Text: Anna Jagenbrein
Service
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Sendereihe
Gestaltung
- Robert Fontane
