New-York-Debüt des Cellisten Friedrich Kleinhapl
If you can make it there ...
Ein Konzert mit dem Marinsky Orchester unter Valery Gergiev vor drei Jahren brachte dem österreichischen Cellisten Friedrich Kleinhapl den internationalen Durchbruch. Gergiev war nicht der einzige, der den jungen Mann als den vielversprechendsten Musiker einer neuen, jüngeren Generation bezeichnete. Jetzt debütiert Friedrich Kleinhapl in New York.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 10.12.2010
Exquisiter Klang
Friedrich Kleinhapl spielt auf einem Violoncello von Giovanni Battista Guadagnini, gefertigt in Piacenza im Jahr 1743. Es ist eines der vielen wertvollen Streichinstrumente der österreichischen Nationalbank, die als Leihgaben an ausgewählte Künstler vergeben werden.
Seit Friedrich Kleinhapl sein Instrument kennengelernt hat, möchte er am liebsten alle CDs, die es von ihm gibt neu einspielen. Es war Liebe auf den ersten Blick bestätigt er die vielgestellte Frage nach der Seele von Streichinstrumenten.
Schwierige Voraussetzungen
Eigentlich wollte Kleinhapl ja Dirigent werden, aber das Cello zog ihn seit frühester Jugend in seinen Bann. Umso mehr als er allen Unkenrufen zum Trotz den Ehrgeiz entwickelte, es doch zu schaffen, denn Friedrich Kleinhapl bringt die körperlichen Voraussetzungen nicht mit. In Folge einer Krankheit ist er Kleinwüchsig geblieben und so sah er sich oft mit den Argumenten, die Beine und die Arme seien zu kurz, konfrontiert. Doch er gab nicht auf, suchte und fand Lösungen - eine eigenwillige Bogenhaltung, einen speziell für ihn konstruierten, zerlegbaren Cellostuhl - und war nicht mehr aufzuhalten.
Eigenwillige Interpretationen
Aber nicht nur Haltung und Cellostuhl sind anders. Friedrich Kleinhapl ist auch ein eigenwilliger Interpret. Sich auf ausgetretenen Pfaden zu bewegen ist nicht sein Ding. Seine Interpretation ist eigenwillig, inkludiert immer das Wissen um Leben und Umfeld des Komponisten. Er spielt leidenschaftlich, ausdrucksvoll, unkonventionell. Da wird schon das ein oder andere Mal mit der guten alten Tradition gebrochen.
Dabei ist seine große Leidenschaft die Suche nach dem perfekten Klang. In enger Zusammenarbeit mit Geigenbauern und mit Hilfe von Akustik-Labors und modernster Technik optimierte er sein Instrument.
Erste Aufnahmen
Der Lohn all dieser Bemühungen blieb auch nicht aus. Schon in jungen Jahren arbeitete er mit großen Musikern wie Claudio Abbado, Lord Yenuhi Menuhin, Paul Tortelier und Tibor Varga.
Die gemeinsam mit seinem Klavierpartner Andreas Woyke 2004 veröffentlichte CD mit Werken von Dimitrij Schostakowitsch wurde u. a. mit dem "Ö1-Pasticcio-Preis" ausgezeichnet. 2005 erschien eine CD mit Sonaten und Liedern von Johannes Brahms. Zuletzt beschäftigten sich die beiden mit Beethoven, was in zwei Einspielungen nachzuhören ist. Die Einspielungen werden übrigens immer live vor Publikum gemacht, denn es geht nicht um die Musik allein.
Und jetzt: New York
Nun wird Friedrich Kleinhapl während eines einwöchigen Aufenthalts in New York gemeinsam mit seinem Klavierpartner Andreas Woyke vier Konzerte spielen, auf deren Programm Werke von Beethoven, Zemlinksy, Schnittke und Rachmaninow stehen. Höhepunkt wird wohl das Debüt am Sonntag in der Town Hall sein, die zu den bedeutendsten Konzertsälen New Yorks zählt.
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