Rund um Madoff und Bank Medici
US-Klage gegen Bank Austria
Der Finanzskandal rund um den US-Amerikaner Bernard Madoff könnte ein sehr teures Nachspiel für die Unicredit-Tochter Bank Austria haben. Wegen des Engagements bei der Wiener Bank Medici muss das Institut mit Schadenersatz in Milliardenhöhe rechnen. Die Bank Austria war zu 25 Prozent an der Medici beteiligt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.12.2010
Betrugsfall Kohn
Es ist die größte Schadenersatzklage im Betrugsfall Madoff. Sie richtet sich gegen mehr als 50 Beschuldigte, darunter sechs Angehörige von Sonja Kohn. Opferanwalt Irving Picard bezeichnete die Bank-Medici-Mehrheitseigentümerin als "Seelenverwandte" des verurteilten Finanzbetrügers. In dem großangelegten Betrugsfall können laut Klageschrift mehrere Milliarden der Wienerin und ihren Verwandten zugeordnet werden, geflossen sei das Geld über ein Labyrinth von Fonds sowie Banken in Österreich, Italien und Gibraltar. In Österreich zählten neben Prominenten aus Wirtschaft, Politik und Sport auch die steirische Gemeinde Hartberg und die Kärntner Tourismusholding zu den Geschädigten. Zumindest ein Fonds wurde über die Bank Austria vetrieben.
Bank Austria: Selbst Opfer
Keinen Kommentar wollte die Bank Austria gegenüber dem Mittagsjournal abgeben. In einer Mitteilung der Unicredit-Tochter heißt es, gegen die Klage aus den USA werde man mit aller Vehemenz vorgehen und sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen. Im Betrugsfall Madoff sei die Bank Opfer nicht Täter.
Imperium Medici
Als Opfer, das viel Geld verloren habe, und nicht als Täterin sieht sich auch Sonja Kohn. Das hat sie im Zuge der Ermittlungen geäußert, die nach dem Auffliegen des Madoff Anlagebetrugs vor zwei Jahren begonnen haben. Mit dem Fall befasst haben sich die Justiz und die Finanzmarktaufsicht. Ermittlungen im In- und Ausland wegen des Verdachts auf Betrug- und Geldwäsche laufen.
Die gebürtige Wienerin hat die Bank Medici vor gut 15 Jahren gegründet. Der große Name hat nichts mit der Dynastie aus Florenz zu tun. Die Banklizenz ist mittlerweile entzogen. Karriere gemacht hat die heute 62 Jahre alte Sonja Kohn zunächst an der Wall Street, wo sie in der 1970er Jahren eine der wenigen weiblichen Fondsmanager war. In dieser Zeit hat sie auch Bernard Madoff kennen gelernt. International sehr gut vernetzt kehrt die Frau eines Bankers vor knapp 20 Jahren zurück nach Österreich, etabliert sich in den obersten Finanzkreisen und zählt Reiche wie Schwerreiche zu ihren Kunden. Vor elf Jahren erhält sie das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik, wenig später steigt die Bank Austria mit dem damaligen Generaldirektor Gerhard Randa mit 25 Prozent bei der kleinen Bank ein. Das Institut, so Branchekenner, sei einer Art exklusiver Nobelvertrieb für die Fonds von Bernard Madoff gewesen. Dessen Name soll gegenüber Anlegern aber so gut wie nie gefallen sein.
Morgenjournal, 11.12.2010
Klage in den USA eingereicht, Hanno Settele