Quer durch das postapokalyptische Amerika

The Road

Der amerikanische Autor Cormac McCarthy wird nicht nur seit Jahren als Anwärter auf den Literaturnobelpreis gehandelt, seine Romane werden auch höchst erfolgreich verfilmt. Zuletzt hatten die Coen-Brüder seinen Thriller "No Country For Old Men" auf die Leinwand gebracht. Jetzt hat auch McCarthys jüngster Roman "The Road" den Weg ins Kino geschafft. Auf einer beklemmenden Reise durchqueren da ein Vater und sein Sohn ein postapokalyptisches Amerika.

Was die Katastrophe ausgelöst hat, wird nicht weiter erklärt. Es ist auch belanglos. Wichtig ist für Vater und Sohn nur noch das nackte Überleben, die Suche nach Nahrung und Kleidung in einer lebensfeindlichen Umgebung.

Cormac McCarthys Roman erschien 2006 und wurde mit dem Pulitzer-Preis, dem wichtigsten Literaturpreis der USA ausgezeichnet. "The Road" hat autobiografische Wurzeln, wurde der heute 77-jährige Schriftsteller doch weit jenseits der 60 noch einmal Vater. Dass seine Vater-Sohn-Beziehung vor einer im Untergang begriffenen Welt stattfindet, sorgt für eine beklemmende Intensität. In einem seiner seltenen Interviews erzählt McCarthy, wie ihm die Idee zu seiner Geschichte gekommen ist:

"Vor etwa vier Jahren fuhr ich gemeinsam mit meinem kleinen Sohn nach El Paso. Dort mieteten wir uns in einem alten Hotel ein. Eines Nachts, so um zwei, drei Uhr morgens, wachte ich auf. Mein Sohn schlief und ich stand auf, stellte mich zum Fenster und sah hinaus auf die schlafende Stadt. Nichts bewegte sich, aber ich konnte die Züge hören, die durch die Stadt fuhren, ein Geräusch, das mir ein Gefühl tiefer Einsamkeit vermittelte. Und plötzlich stellte ich mir vor, wie diese Stadt wohl in 50 oder 100 Jahren aussehen würde."

Endzeitstimmung allerorts

Mc Carthy gilt als der große Pessimist unter den amerikanischen Autoren und Regisseur John Hillcoat schafft es, die Endzeitstimmung der Vorlage auf die Leinwand zu bringen. Fast körperlich wird die Kraftanstrengung des Vaters spürbar, wenn er nach Nahrung sucht, mit dem Sohn vor kannibalistischen Banden flüchtet oder um seine Würde kämpft.

"Man kann beobachten, wie ein Mann, der unter enormen Druck gerät, seine Menschlichkeit verliert. Und nur durch Sohn, der das Gute scheinbar verinnerlicht hat, findet der Vater zu seiner Menschlichkeit zurück. Es ist schon so, wie McCarthy gesagt hat. Bei "The Road" handelt es sich um eine Geschichte über das Gute im Menschen", so Regisseur Hillcoat.

Auf ihrer Reise durchqueren Vater und Sohn Geisterstädte und verbranntes Land, das bis zum Horizont reicht. Der Computer wurde allerdings nur verwendet, um Vögel oder Flugzeuge aus den Bildern zu entfernen. Ansonsten drehte John Hillcoat an realen Schauplätzen:

Wortgetreue Bilder

"Wir sahen uns die vom Wirbelsturm Kathrina verwüsteten Landstriche an, außerdem trostlose Kohle- und Erzhalden in Pennsylvania und schließlich die Region um den Vulkan Mount St. Helen. Es ging uns um eine Kombination aus Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Verheerungen."

Hillcoat übernimmt Passagen aus dem Roman wortgetreu in seinen Film und findet die richtigen Bilder, um McCarthys Wortgewalt zu untermalen. Hillcoat schafft es aber auch, die Stimmung, die zwischen den Romanzeilen schwebt auf die Leinwand zu bringen und erst das macht "The Road" zur wirklich gelungenen Literaturverfilmung.