Madrid feiert mit Sonderausstellung
Museum Reina Sofia wird 20
Die Stadt Madrid feiert heuer das 20-jährige Bestehen des Museums Reina Sofia. Das Haus wurde 1990 als Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet und nach der spanischen Monarchin benannt. Mit einer Sonderausstellung unter dem Titel "Ist der Krieg zu Ende?" wird nun das runde Jubiläum in Madrid gefeiert.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 21.12.2010
Vor vier Jahren hat der französische Architekt Jean Nouvel einen Zubau gestaltet und seither deckt das Museum das gesamte 20. Jahrhundert ab und bemüht sich auch, den Anschluss an die Gegenwartskunst nicht zu verlieren. Die Sonderausstellung ist bis 28. Februar 2011 zu sehen.
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Jolie und Depp in Madrid
Bei einem Promotion-Besuch in Madrid, bei dem die Schauspieler Angelina Jolie und Johnny Depp die Werbetrommel für den Film "The Tourist" rührten, hatten die beiden nach einem anstrengenden Treffen mit Fotografen und mehreren Interviewterminen auch noch Zeit, die spanische Hauptstadt als Touristen kennenzulernen. Angelina Jolie entschied sich für einen Besuch im Prado-Museum, um dort die große Rubens-Ausstellung mit über 90 Exponaten aus der Prado-Sammlung zu bewundern.
Ihr Kollege Depp hingegen gab sich moderner. Sein Wunsch, den größten Picasso aus der Nähe zu bewundern, wurde im Museum Reina Sofia postwendend erfüllt. Für das Foto, das Johnny Depp vor dem monumentalen Guernica-Gemälde zeigt, mussten die zahlenden Besucher kurzfristig ausgesperrt werden.
Wachsende Besucherzahlen
Der Direktor des Reina Sofia kann sich nicht nur über den unbezahlten Werbeauftritt des Hollywoodstars freuen. Das Haus, dessen internationales Ansehen durch die Übersiedlung des 3,5 mal 8 Meter großen Antikriegsgemäldes im Jahr 1992 deutlich gesteigert wurde, feiert nämlich in diesen Tagen seinen 20-jährigen Bestand.
Diektor Manuel Borja-Villel zieht Bilanz: "Unsere Sammlung ist eine der besten der Welt, unsere Exponate von Picasso, Gris, Dali, Miro geben davon ein Zeugnis. In temporären Ausstellungen haben wir in den letzten 20 Jahren die wichtigsten Künstler unserer Zeit präsentiert. Wir haben dem Reina Sofia nicht nur in der lokalen Kunstszene bei wachsenden Besucherzahlen einen festen Platz gesichert, sondern auch im internationalen Vergleich."
Erneuerung angestrebt
Der seit zwei Jahren amtierende Direktor des Reina Sofia will das von ihm geführte Haus, das neben dem Prado das meist besuchte Kunstmuseum Madrids ist, erneuern. Er wünscht sich ein Reina Sofia, das nicht nur als Standort von Picassos Guernica bekannt ist. Manuel Borja-Villel schwebt eine neue Form des Museumsbetriebs vor. Er will die herkömmlichen Funktionen einer Pinakothek in Frage stellt.
"Nur allzu oft nehmen wir die in Museum vermittelten Ideen als eine feste Größe an", sagt Borja-Villel. "So ist das aber nicht. Die Aufgabe eines Museums Moderner Kunst ist es gerade, die überlieferten Ideen in Frage zu stellen. Wir wollen keine passiven Besucher, sondern ein Publikum, das als Vermittler auftritt und imstande ist, alle Informationen eigenständig zu verarbeiten."
Gekürzte Budgets
Die Suche nach mündigen Museumsbesuchern, die die Inhalte der Ausstellungen interpretieren und auch in Frage stellten, ist für die Leitung des Reina Sofia auch ein Ansatz, die akute Finanzkrise zu überwinden. Das Museum muss, wie andere Kulturinstitutionen in Spanien und Europa mit deutlich gekürztem Budget auskommen. Um dennoch spannende Ausstellungen zustande zu bringen, wenden sich die Verantwortlichen an private Mäzene und Kunstsammler.
Steuerschulden können in Spanien bereits jetzt nicht nur mit Bargeld, sondern mit Kunstwerken beglichen werden. Mehrere Museen konnten auf diese Weise ihre Bestände ohne den Einsatz von Budgetmitteln aufwerten.
Hoffen auf Leihgaben und Spenden
"In Krisenzeiten wollen wir uns verstärkt an die Bürger und die Zivilgesellschaft richten", betont Guillermo de la Dehesa, Präsident des Stiftungsrats im Reina Sofia. "Wir müssen verstärkt die Zivilgesellschaft erreichen. Je mehr sie das Museum als ihre Sache erkennen, umso mehr werden wir Familien, Institutionen oder Sammler dazu bewegen können, diesem Museum Kunstwerke als Leihgabe oder als Spende zu überlassen."
Mit Hilfe solcher Leihgaben war es möglich, in der Ausstellung mit dem Titel "Ist der Krieg zu Ende?" einen Blick auf die Kunst der politisch geteilten Welt in den Jahren 1945 bis 1968 zu werfen. Exponaten von Franz Kline, Rauschenberg, Christo oder Georges Brecht kommen aus der Sammlung Onnasch; sie wurden dem Reina Sofia auf unbestimmte Zeit überlassen.
Zwischen Abstraktion und Figuration
Mit der Ausstellung "Ist der Krieg zu Ende?" will Direktor Manuel Borja-Villel einen Zeitabschnitt zur Mitte des 20. Jahrhunderts beleuchten, der die Kunst besonders prägte: "Wir beleuchten eine für die Kunst des 20. Jahrhunderts entscheidende Periode. Die Kreativität der Künstler war durch die Konkurrenz zwischen Paris und New York um die kulturelle Vorherrschaft geprägt. Es herrschte eine politische Spannung zwischen der Sowjetunion und der westlichen Welt vor, die sich auch in dem Wettstreit zwischen Abstraktion und Figuration widerspiegelt. Wir haben in dieser Ausstellung auch jene Kunstformen abseits des Mainstream nicht vergessen, die uns helfen, unsere unmittelbare Vergangenheit zu verstehen und zu erkennen, wieso wir heute so sind, wie wir sind."