Ein Jahresrückblick

Kunstmarktjahr 2010 im Aufwind

Während die meisten europäischen Volkswirtschaften noch immer mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen haben, zeigt sich der globale Kunstmarkt als überaus stabil. Und nicht nur das - er scheint sogar indirekt von den Einbrüchen auf den Finanzmärkten profitiert zu haben - Stichwort "Kunst als sichere Anlagealternative".

Kultur aktuell, 23.12.2010

Das zu Ende gehende Jahr war jedenfalls von zahlreichen neuen Verkaufsrekordmeldungen geprägt.

Keine Schönrednerei

Es war offensichtlich keine Schönrednerei, als die Auktionshäuser voll Zuversicht vor einem Jahr in die nächste Zukunft blickten. Gleich im Februar wurde der Reigen der Rekordmeldungen von Sotheby's in London fulminant eröffnet.

65 Millionen Pfund, umgerechnet rund 74 Millionen Euro für eine Skulptur des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti bedeutete einen neuen Auktionsweltrekord, der davor viele Jahre von einem Picasso-Gemälde gehalten wurde. Doch auch in Österreich war das Auktionsjahr von neuen Höchstmarken geprägt.

Teuerstes versteigertes Kunstwerk

6,1 Millionen Hammerpreis, das macht mit Zuschlägen 7,02 Millionen Euro - mehr als das Zehnfache des Schätzwertes für ein Gemälde des flämischen Alten Meisters Frans Francken: Damit hält seit dem Frühjahr das Dorotheum den Titel in Sachen teuerstes je in Österreich versteigertes Kunstwerk. Mehr noch: je in Europa außerhalb Englands versteigertes Kunstwerk.

Mit dem Allzeithoch von 143 Millionen Euro Gesamtjahresumsatz bei Auktionen rangiert das Unternehmen unter den Top fünf Auktionshäusern weltweit und ist zugleich das mit Abstand größte Auktionshaus in Kontinentaleuropa. Umso beachtlicher der Vergleich mit dem Boomjahr 2006, wo der Umsatz noch weit unter 100 Millionen lag. Im Auktionshaus "im Kinsky" war 2010 ebenfalls das mit Abstand erfolgreichste Jahr seiner Geschichte. 28 Millionen Euro Umsatz bedeuten eine Steigerung von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Das Highlight des Jahres im Palais an der Freyung: Schieles Gemälde "Prozession". Mit Zuschlägen 4,437 Millionen Euro - immerhin der Rekordpreis für ein Kunstwerk eines österreichischen Künstlers in einer heimischen Auktion.

Spekulative Preistreibereien

Als ebenfalls erfolgreiches Auktionsjahr gestaltete sich 2010 für die Wiener Galerie Hassfurther: Der Jahresumsatz konnte im Vergleich zu 2009 von 3,8 Millionen auf knapp über sechs Millionen Euro gesteigert werden.

Im Vergleich zu den internationalen Trends ist dabei zu Beachten, dass die amerikanisch-britischen Auktionsriesen ihre Einbrüche in den Jahren 2008 und 2009 vor allem im Bereich der zeitgenössischen Kunst verspürten - also in jenem Bereich, der in Österreich nie so großen spekulativen Preistreibereien unterworfen waren. Denn die Alte Kunst - langsamer aber stetig steigend - blieb von derlei Irritationen verschont.

Solide Ergebnisse mit Zeitgenossen

Doch auch bei den Zeitgenossen lässt das ausgehende Jahr den Markt zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Stars wie Damien Hirst, Jeff Koons und Takashi Murakami kehrten heuer im Herbst wieder mit soliden Ergebnissen in die Auktionssäle zurück. Doch gerade bei der jungen Kunst könnte es wie zuletzt jederzeit wieder auf eine Überhitzung zusteuern. In quasi abgesicherten Sparten wie bei den Alten Meistern und bei der klassischen Moderne ist das nicht zu befürchten.

Die Krise auf den Finanzmärkten scheint da die Kunstpreise eher angetrieben zu haben. Dazu kommen die vielen neuen reichen Kunstkäufer auf den neuen Märkten in Asien, sowie jene nach wie vor starken Sammler aus den Golfstaaten.

Gute Aussichten also für 2011 - aus Österreich wird dabei mit Spannung erwartet, was denn nun aus der Sammlung Leopold auf den Markt kommt, um damit die Rückholung des Bildnis Wally zu finanzieren.