Das Fest ist "angesagt" - auch bei Muslimen

Weihnachtsbaum-Boom in Ägypten

Bei Ägypten denkt man bestenfalls an einen Weihnachtsurlaub in wärmeren Gefilden, nicht aber an Weihnachtsfeiern und Weihnachtsbäume. Schließlich ist Ägypten ein überwiegend islamisches Land. Doch die Globalisierung macht es möglich, dass Weihnachten auch in Ägypten Einzug hält.

Abendjournal, 25.12.2010

Eine halbe Million Bäume

Laut Verfassung ist Ägypten ein islamisches Land, aber dem Verkauf von Weihnachtsbäumen sind keine Grenzen gesetzt. Über eine halbe Million Weihnachtsbäume sollen im Land am Nil dieses Jahr verkauft worden sein - von der Kunststofftanne bis zum echten Stück aus Holland eingeflogen.

Die Christen sind es nicht

Dazu muss man wissen: Die meisten ägyptischen Christen sind Kopten, die ca. zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Sie kaufen keine Weihnachtsbäume im großen Stil. Sie feiern ihr orthodoxes Weihnachtsfest auch erst am 7. Januar. Außerdem ist das koptische Weinachten recht kommerzfrei, ohne Weinachtsmänner und Rentierschlitten. Der Christbaum hat bei den Kopten keine große Tradition.

Globalisierung macht's möglich

Natürlich gibt es eine ganze Reihe Ausländer als potentielle Käufer. Auch Hotels und Einkaufszentren schmücken sich mit Weihnachtsbäumen. Aber eine halbe Million Bäume? Haben da möglicherweise mehr Muslime als Christen zugeschlagen? Wahrscheinlich sind es die Ägypter mit starken Verbindungen zum Westen, die ihre Kinder auch auf europäische oder amerikanischenSchulen schicken, die hier die größte Käuferschicht ausmachen, jenseits der Religionszugehörigkeit. Die Globalisierung macht es möglich.

Glitzernde Partys

Wie ein Kairoer Investmentbanker erzählt: "Ich wurde dieses Jahr zu vier Weihnachtsfeiern eingeladen, drei der Einladungen kamen von muslimischen Familien. Dieses Jahr ist Weihnachten einfach angesagt." Das Fazit daraus. Ägypter lieben es einfach, eine gute Party zu schmeißen, mit Verwandten und Freunden zusammenzukommen und das in einer möglichst glitzernden Atmosphäre. Und wenn es ursprünglich ein christliches Fest ist - sei´s drum.

Übersicht

  • Naher Osten