Subkultur und Underground

20 Jahre "skug"

Die österreichische Musikzeitschrift "skug" erreicht zwar nicht die ganz große Leserschaft, Freunden anspruchsvoller U-Musik ist der Name "skug" aber ein Begriff. Zeitgenössische E-Musik von Musikerinnen wie Olga Neuwirth und Franz Koglmann findet in der Zeitschrift ebenso Platz wie Hip Hop, Rock, und Elektronik.

Kulturjournal, 27.12.2010

Der Zeitschriftentitel "skug" ist eine Kontamination der Begriffen Subkultur und Underground. Bis heute ist dieser Titel Programm: Denn es ist Musik, die an den Rändern und in Nischen entsteht, die von der "skug"-Redaktion bevorzugt besprochen wird. Vor kurzem hat "skug" sein zwanzigjähriges Bestehen gefeiert.

Als das Wort "Subkultur" noch etwas bedeutete

Subkultur und Underground. Es sind große Worte, aus denen sich der Zeitschriftenname "skug" zusammensetzt. Worte, die heute kaum jemand ironiefrei in den Mund nimmt. Denn: Der so genannte Underground ist längst vom so genannten Mainstream absorbiert worden. Damals freilich, anno 1990, gab es sie noch: Aufregende Subkulturen, die in Undergroundclubs von der großen Öffentlichkeit unbemerkt vor sich hin köchelten - Jahre, bevor die gar nicht mehr so "Neuen Medien" dafür sorgten, dass jeder neue Trend sofort global verbreitet wird. Lange bevor Textilriesen wie H&M Jugendliche mit Accessoires und Outfits versorgten - wahlweise für Emos, Hip-Hopper oder Nu-Raver.

Jugendkultur ist heute auch käuflich. Damals, 1990, war das noch etwas anders. Brachialer Hardcore beherrschte den Underground und das Wiener Flex gehörte noch nicht zu den angesagtesten Clubs Europas, sondern hatte eher den Charme einer ramponierten Punker-Kneipe.

Ganzheitlicher Anspruch

Als Alternative zur Wiener Fanzine-Szene, also als Alternative zu Magazinen, die von Fans für Fans geschrieben werden, erfanden junge Musikliebhaber rund um Rupert Heim und Alfred Pranzl 1990 das "skug". Im Gegensatz zu Fanzines à la "Chelsea Chronicle" hatte "skug" von Anfang an einen ganzheitlicheren Anspruch. Denn das "skug" wollte nicht nur eine bestimmte Fangemeinde mit Neuigkeiten versorgen. "skug" widmete sich von Anfang an unterschiedlichen Musikstilen - bevorzugt jenen, die durch das Raster der massenmedialen Aufmerksamkeitsökonomie fallen.

"Es gab damals schon eine Reihe Fanzines: Ich erinnere zum Beispiel an 'Der Gürtel', wo Christian Schachinger mitgeschrieben hat, oder an den 'Chelsea Chronicle'. In Wien gab es eine Fanzine-Szene und 'skug' wollte insofern eine Lücke schließen, insofern als es sich damals schon breiter aufstellte. Wir haben über zeitgenössische E-Musik, Literatur und bald auch über zeitgenössische Kunst berichtet", sagt "skug"-Herausgeber Alfred Pranzl.

Pop meets Theorie

Auch über das Phänomen Pop wird im "skug" immer wieder nachgedacht. Für den theoretischen Überbau sorgen übliche Verdächtige wie der slowenische Philosoph Slavoj Zizek, der Erfinder des deutschen Popdiskurses Diedrich Diederichsen oder Jacque Lacan.

Wer sich die "skug"-Ausgaben der letzten 20 Jahre anschaut, begibt sich auf eine kleine Reise in die jüngere Pop- und Rockgeschichte. Dass hinter diesem Druckwerk Menschen mit wahrer Leidenschaft für die Musik stehen, merkt man sofort. Die Zusatzinformation, dass so gut wie alle Autoren unentgeltlich für "skug" schreiben, ist da nur noch so etwas wie das berühmte Tüpfelchen auf dem i.

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