Ö1 ändert Programm

Peter Kreisky ist tot

Der Sohn des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky ist tot. Laut spanischen Medienberichten starb der 66-jährige Peter Kreisky bei einer Wanderung auf der Insel Mallorca, auf der er mit seiner Frau in jenem Haus lebte, in dem schon sein 1990 verstorbener Vater seine Ferien verbracht hatte.

Mittagsjournal, 28.12.2010

Geboren im Exil

Er ist zeitlebens im Schatten seines großen, ja übergroßen Vaters gestanden. Peter Kreisky musste sich ständig am Langzeitkanzler und großen Mann der österreichischen Sozialdemokratie, Bruno Kreisky, messen lassen.
Geboren wurde Peter Kreisky 1944 in Schweden - im Exil, in das seine Eltern vor den Nazis geflüchtet waren.

Auseinandersetzungen mit dem Vater

Zurück in Österreich begann der politische Aufstieg Bruno Kreiskys, schließlich als SPÖ-Vorsitzender und Kanzler. Sohn Peter studierte Volkswirtschaft und engagierte sich bald in der sozialistischen Jugendbewegung, zählte zu deren linkem Flügel und eckte damit des Öfteren bei seinem Vater an, mit dem er beileibe nicht immer einer politischen Meinung war. Peter Kreisky engagierte sich besonders in der Anti-Vietnamkrieg-Bewegung und gegen das AKW Zwentendorf, das Bruno Kreisky forcierte.

"Familiengeschichten"

Im Februar des heurigen Jahres erinnerte sich Peter Kreisky an Auseinandersetzungen mit seinem Vater: "Er wollte ja auch unsere Meinungen hören, auch wenn es nicht immer angenehm für ihn oder für uns war. Und hat auch viele Anregungen von uns aufgenommen. Wir haben aber auch von ihm Vieles lernen können - nicht immer ganz leise und sanft." Sogar den Parteiausschluss drohte Vater Bruno Kreisky Sohn Peter einmal an. Dieser sei von Anton Benya abgewendet worden, erfuhr man dann, und zwar mit dem Appell, sich Familiengeschichten zuhause auszumachen.

Den ersten Wahlerfolg Bruno Kreiskys 1970 erlebte Peter Kreisky noch im elterlichen Haus in der Armbrustergasse. Das sei spannend gewesen, erzählte Peter Kreisky heuer: "Diese krampfhafte Trennung von Politischem und Privatem, das haut ja nicht hin. Aber ich habe das eigentlich gelebt, als alltäglich bei meinem Vater erlebt."

Waldheim, Republikanischer Club

In späteren Jahren wurde Peter Kreisky, der seine berufliche Heimat in der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer fand, und der sich gerne am schwedischen Modell des Wohlfahrtsstaates orientierte, gegen Kurt Waldheim aktiv. Er gehörte bis zuletzt zu den Trägern des in der Waldheim-Auseinandersetzung gegründeten Republikanischen Clubs. Seiner Partei, der SPÖ, stand er stets mit großer kritischer Distanz gegenüber.

Zuletzt war Peter Kreisky in die Vorbereitungen zu den Gedenkfeiern für seinen Vater involviert. Bruno Kreisky würde am 22. Jänner 2011 100 Jahre alt.

Gemeinsam mit seiner Frau, der Politologin Eva Kreisky, hat Peter Kreisky einen erwachsenen Sohn, seine Schwester lebt zurückgezogen in Wien.

SPÖ erschüttert

Nach seinem Ableben zeigt sich die österreichische Sozialdemokratie betroffen: Sie verliere mit Peter Kreisky einen kritischen Geist und Querdenker, formuliert der Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Bundesparteichef Werner Faymann sagt, er sei tief erschüttert und betont, dass Peter Kreisky nicht nur für eine bessere und gerechtere Welt gekämpft habe, sondern auch ein persönlich bescheidener und liebenswürdiger Mensch gewesen sei.

Programmänderung

Anlässlich des Todes von Peter Kreisky wird die ursprünglich für 22. Jänner programmierte Sendung "Hörbilder spezial" auf Samstag, den 1. Jänner vorgezogen. "Im Schatten des Sonnenkönigs" - Erinnerungen von Peter Kreisky, aufgezeichnet von Mahmoud Lamine, wird ab 10:05 Uhr ausgestrahlt (Da capo: Montag, 3. Jänner, 16:00 Uhr).