Ausstellung in Paris

Lenin, Stalin und die Musik

Im Pariser Musikmuseum, der Cité de la musique, wird zurzeit eine in Westeuropa bislang einzigartige Ausstellung gezeigt: "Lenin, Stalin und die Musik". 350 Exponate, überwiegend aus Russland, versuchen einen Eindruck vom großen Aufbruch in der Musik nach der Oktoberrevolution zu geben, aber auch von den Schwierigkeiten der Avantgarde und der Gleichschaltung durch Stalin.

Kultur aktuell, 29.12.2010

Die Ausstellung "Lenin, Stalin und die Musik" behandelt die Jahre zwischen der Oktoberrevolution 1917 bis zum Tod Stalins 1953. Zu sehen sind Poster, Partituren, Fotos, Werbeplakate, Modelle von Opernszenen, Opernkostüme, Filmausschnitte, Manuskripte, Briefe und Zeichnungen. Insgesamt umfasst die Schau 400 Dokumente, von denen zahlreiche noch nie in Frankreich zu sehen waren. Unter anderem ist auch ein Teil der Reliefs zu sehen, die der Künstler Josef Tschaikow für die Pariser Weltausstellung im Jahre 1937 verwirklicht hatte. Diese renovierten Reliefs werden erstmals seit 1937 wieder ausgestellt.

Die Jahre nach der Oktoberrevolution

Der erste Teil der Ausstellung ist den Jahren nach der Oktoberrevolution gewidmet, als nach Ansicht des Ausstellungskurators Pascal Huynh "unter dem wachsamen Auge Lenins noch die Farben des alten Russlands zu sehen waren". Zahlreiche Komponisten wie Sergej Rachmaninow und Sergej Prokofjew flohen in dieser Zeit nach Westeuropa, auch wenn Letzterer dann in den 1930er Jahren wieder in die UdSSR zurückkehrte.

In dieser Zeit wurde jeder ausländische Einfluss auf die russischen Komponisten unterbunden, was nach und nach zu deren völliger Isolierung führte. Die Ausstellung unterstreicht auch den großen Unterschied zwischen der Forderung der Politik nach einer volkstümlichen Musik und den Werken der russischen Avantgarde.

Triumph des sozialistischen Realismus

Der zweite Teil der Ausstellung ist der Regierungszeit Stalins und dem Triumph des sozialistischen Realismus' gewidmet. Zu sehen ist dabei etwa ein Artikel der "Prawda" über Schostakowitschs "Lady Macbeth", einer Stalin verhassten Oper, die von der Moskauer Tageszeitung als "Chaos" kritisiert wurde.

Die Ausstellung schildert auch die immer häufigeren Deportationen von Musikern in Gulags, das Verschwinden der jüdischen musikalischen Tradition und den Personenkult Stalins, der sich in der Musik gleich wie in allen anderen Bereichen der sowjetischen Kultur und Gesellschaft breitmachte.