Sagt scheidender Mossad-Chef
Iran hat keine Atombombe vor 2015
Israel sieht vom Iran derzeit keine Atomgefahr ausgehen. Nach Ansicht des Geheimdienstes Mossad wird der Iran in den nächsten vier Jahren keine Atombombe bauen können so der scheidende Mossad-Chef Dagan.
8. April 2017, 21:58
Zusammenfassende Einschätzungen
Der Iran wird wahrscheinlich nicht vor 2015 imstande sein, eine Atombombe zu produzieren. Diese relativ beschwichtigende Prognose kommt von einem Mann, der den Durchblick haben und dabei nicht unbedingt an Beschwichtigung interessiert sein sollte. Meir Dagan war seit 2002 Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und ist jetzt turnusmäßig abgelöst worden.
In verschiedenen Abschiedsgesprächen, etwa mit dem Verteidigungsausschuss im Parlament, hat er seine lange Amtszeit zusammengefasst und Einschätzungen der gegenwärtigen Lage geliefert. Das Nuklearprogramm des Iran sei durch eine Serie von technischen Schwierigkeiten um Jahre verzögert worden, hat Dagan laut israelischen Medienberichten dabei gesagt. Es gebe daher keinen unmittelbaren Grund für Israel, den Iran militärisch anzugreifen.
Mehr Druck auf Iran
In den letzten Monaten war von einem raffinierten Computerwurm berichtet worden, der Zehntausende Rechner im Iran befallen und insbesondere Zentrifugen in den Uran-Anreicherungslagen sabotiert haben soll. In Teheran gab es Anschläge gegen Atomphysiker. Bei all diesen Vorkommnissen wurde auch über eine mögliche Rolle des Mossad spekuliert. Insgesamt scheint Israel vorläufig die abwartende Iran-Politik der USA zu unterstützen.
Laut Dokumenten, die von WikiLeaks veröffentlicht wurden, hat Dagan sich für politischen Druck und härtere Wirtschaftssanktionen gegen den Iran ausgesprochen. Insbesondere müsse die Lieferung von Komponenten unterbunden werden, die für die Herstellung von Kernwaffen benützt werden könnten. Parallel müsse man das Regime unterminieren, etwa durch Verstärkung der Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen im Iran.
Für Leistungen gelobt
Der jetzt fast 65-jährige Dagan wird in Israel für seine Leistungen sehr gelobt. Er habe in dem durch verschiedene Pannen angeschlagenen Mossad wieder Ordnung gemacht, heißt es. Als Erfolge gelten etwa die Zerstörung einer mutmaßlichen Nuklearanlage in Syrien und die Tötung eines hochrangigen Hamas-Kommandanten in Dubai, obwohl diese Operation zu diplomatischen Verwicklungen mit verschiedenen westlichen Staaten geführt hat, deren Reisepässe offenbar von Agenten benutzt wurden. Israel hat sich natürlich nie zu den Attacken bekannt.
Bei seinem Abschied warnte Dagan vor der Hisbollah – die radikalislamische Miliz habe im Libanon mehr Raketen und mehr Feuerkraft als 90 Prozent aller Staaten auf der Welt. Und der scheidende Mossad-Chef sprach auch mit Bedauern über Misserfolge. So sei es nicht gelungen, ausreichende Informationen über die verschleppten israelischen Soldaten Ron Arad und Gilad Schalit zu beschaffen.
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