Lebenserwartung kein Grund für Aussterben der Neandertaler
Neandertaler und Homo sapiens wurden gleich alt
Warum starb der Neandertaler aus? Eine These lautet, dass eine geringe Lebenserwartung im Vergleich zu anderen Menschengruppen der Grund dafür war. Ein US-Anthropologe relativiert diese Annahme nun: auch der moderne Mensch wurde nicht älter.
8. April 2017, 21:58
Der Neandertaler starb vor gut 30.000 Jahren aus. Mögliche Erklärungen dafür gibt es unterschiedliche: es waren schlichtweg zu wenige (lautet eine These); eine andere sieht den Grund in der einseitigen Ernährung; eine weitere These macht den nicht zimperlichen Homo sapiens dafür verantwortlich; jene Annahme, dass der Neandertaler eine relativ geringe Lebenserwartung hatte (im Vergleich zum modernen Menschen) und daher von ihm verdrängt wurde - diese Annahme will nun ein US-amerikanischer Anthropologe widerlegen: Neandertaler und Homo sapiens wurden gleich alt, behauptet der Forscher in einer Studie, veröffentlicht im Magazin PNAS von der Akademie der Wissenschaften der Vereinigten Staaten.
Die Lebenserwartung könne also nicht der entscheidende Faktor gewesen sein, der unsere Vorfahren überleben und deren Verwandte aussterben ließ. Für seine Studie hat der Anthropologe der Washington University Fossilien von 59 Neandertalern mit jenen von 62 frühen modernen Menschen verglichen.
Die Skelettreste aller Gruppen zeigen laut Bericht eine ähnliche Altersverteilung zum Zeitpunkt des Todes: nur 14 Prozent wurden älter als 40 Jahre. Daraus folgert der Anthropologe: Eine vergleichsweise geringe Lebenserwartung scheint für das Verschwinden der Neandertaler nicht verantwortlich zu sein - auch wenn sie schließlich von den modernen Menschen überlebt wurden.
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Washington University in St. Louis – Department of Anthropology, Erik Trinkhaus