Tom Tykwers neuer Film
Beziehungsexperiment zu dritt
Dreiecksbeziehungen sind ein häufiges Motiv im Kino, dem kaum mehr Neues abzugewinnen ist. Mit seinem Film "Drei" versucht es der deutsche Regisseur Tom Tykwer, bekannt durch "Lola rennt", dennoch. In einer Hauptrolle ist auch die aus Österreich stammende Schauspielerin Sophie Rois zu sehen.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 14.01.2011
Funktionieren Zweierbeziehungen tatsächlich am besten zu dritt? Der Eindruck könnte entstehen wenn man sich Tom Tykwers neuen Film "Drei" ansieht. Hanna und Simon, ein gutsituiertes Berliner Paar Anfang 40, sind seit 20 Jahren zusammen. Es herrschen Vertrautheit und Geborgenheit, aber auch Beziehungsroutine, den Heiratsantrag macht man sich am Würstelstand.
Hanna und Simon verharren in einem Stillstand, mit dem das Paar zwar nicht unzufrieden ist, aber ständig das Gefühl hat, dass es das noch nicht gewesen sein kann. Das schreit geradezu nach Experimenten und genau dafür ist der Stammzellenforscher Adam zuständig. Die Stammzelle der Zweierbeziehung wird vorerst ohne Wissen aller Beteiligten erweitert, jeder mit jedem quasi, wenn auch mit Anlaufschwierigkeiten.
Neue Erfahrungen
Die klassischen Konflikte von Kino-Dreiecksbeziehungen vermeidet Tom Tykwer, also etwa krankhafte Eifersucht, hysterisches Misstrauen und plumpe Verwechslungen, dadurch entsteht ein Spielraum im wahrsten Sinne des Wortes für die Figuren und ihre neuen Erfahrungen, für Zweifel, Lust und Hoffnung - für Hanna-Darstellerin Sophie Rois ein durchaus anregender Zugang: "Das könnte eine Romantic Comedy der neuen Art sein, die die Grenzen der Romantic Comedy auch immer wieder überschreitet."
Zu große Beziehungskiste
Tom Tykwer entwickelt die Beziehungsgeschichten mit Lockerheit und Humor, für Schwerfälligkeit sorgen allerdings symbolträchtig aufbereitete Diskurse, die im Schnellgang durchgepeitscht werden, von der Ethik in der Stammzellenforschung über den Krieg in Afghanistan bis hin zu Einschüben über Krebskrankheit, Sterbehilfe und Tod. Derartige Materialfülle ist nicht zu bewältigen und macht aus "Drei" eine allzu große Beziehungskiste, in die man zu viel hineinpackt, und am Ende ist man überrascht, dass sie einfach nicht zugehen will.