Den Bedürfnissen anpassen

Schulbau

Das immer schlechtere Abschneiden Österreichs bei den PISA-Tests hat es deutlich gemacht: das österreichische Schulsystem muss umgebaut werden. Vizekanzler Josef Pröll hat letzte Woche in Aussicht gestellt, dass die Aufwertung der Hauptschulen zu neuen Mittelschulen schon im kommenden Schuljahr beginnen könnte. Die bestehenden Schulgebäude müssten dann sehr rasch für die neuen Zwecke adaptiert werden.

Mittagsjournal, 14.01.2011

Es gibt Schulen, in denen die Kinder gerne lernen, in Finnland etwa, das seit Jahren in der PISA-Studie unter den Spitzenreitern rangiert. Die Soinisen Schule etwa besteht aus mehreren Gebäudeteilen in Backstein und Glas, die sich wie eine kleine Stadt um einen zentralen Essplatz - sozusagen als Herz der Schule - gruppieren, denn in Finnland erhalten alle Schüler kostenlos eine warme Mahlzeit, was die Konzentration erhöht und verhindert, dass sie im Unterricht pausenlos an Jausenbroten nagen, sagt die finnische Musiklehrerin Pirio Nenonen, die seit einigen Jahren in Österreich unterrichtet und österreichische Schulen als sehr beengt empfindet.

Wohlfühlpädagogik in Finnland

Nicht nur in Finnland wird das offene Lernen praktiziert, das die Schüler animiert, den Lehrplan im eigenen Tempo zu erforschen. Erforderlich dazu sind Räume, in die man sich - je nachdem - zurückziehen kann oder die für Diskussionen geeignet sind. So sitzen die Schüler in der SBW Futura am Bodensee in den Unterrichtsräumen im Kreis, um besser kommunizieren zu können, und überall im Haus laden gemütliche Sitzecken und Sofas zum Ausruhen und Lesen ein. Lehrerzimmer gibt es nicht, die Lehrer bereiten ihren Unterricht inmitten der Schüler vor, wie Englischlehrer John Robinson erklärt.

Diese Wohlfühlpädagogik ist auch von Erfolg gekrönt, denn bisher haben alle Gymnasiasten der SBW Futura die schweizerische Maturitätsprüfung bestanden.

Neu Raumkonzepte vonnöten

In Österreich ist es Christian Kühn, Professor am Institut für Gebäudelehre an der TU Wien, der sich für neue Konzepte im Schulbau engagiert. Er sieht momentan quer durch die beteiligten Ministerien eine hohe Bereitschaft auf Beamtenebene, die Schulen an die neuen pädagogischen Konzepte anzupassen. Was fehlt ist offensichtlich der Mut in der Politik zu entscheiden, wie die kommende Schulstruktur wirklich aussehen soll.

Bleiben die Gymnasien von der Reform ausgenommen, nimmt man sich die Chance, den Immobilienbestand ganzheitlich zu betrachten. Die Zeit drängt: Die Milliarden, die derzeit allein in die thermische Sanierung der Schulbauten fließen, könnten auch gleich für neue Raumkonzepte verwendet werden.

Eines ist klar: Man muss die Schule in Österreich nicht neu erfinden, man müsste nur die vorhandenen und erwiesenermaßen gut funktionierenden Modelle kopieren.

Textfassung: Red.