Konzerte im Musikverein
Mariss Jansons in Wien
Im vergangenen Jahr hat der lettische Stardirigent Mariss Jansons eher durch Absagen als durch Auftritte Schlagzeilen gemacht. Auch sein geplantes Debüt an der Wiener Staatsoper hatte er auf Grund akuter Herzprobleme absagen müssen. Dieses Wochenende leitet er nun die philharmonischen Abonnementkonzerte im Wiener Musikverein.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 15.01.2011
Dirigent Mariss Jansons (67) wird 2012 das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker leiten. Damit tritt der aus Lettland stammende Maestro in die Fußstapfen so prominenter Kollegen wie Lorin Maazel, Riccardo Muti und Nikolaus Harnoncourt - und in die eigenen. Bereits 2006 hatte Jansons zu Neujahr am Pult der Philharmoniker gestanden.
Jansons, der den Philharmonikern seit langem eng verbunden ist, genießt international ein hervorragendes Renommee und steht im Ruf, praktisch keinerlei Starallüren zu haben. Jansons Fehler scheint eher zu sein, dass er zu viel arbeitet, worunter in der Vergangenheit seine Gesundheit zu leiden begann. Zwei Herzinfarkte musst der Chefdirigent sowohl des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks als auch des Concertgebouw Orchesters in Amsterdam bereits verkraften. Und auch 2010 war aus Sicht der Gesundheit kein gutes Jahr für Jansons. Dreimal musste der Dirigent krankheitsbedingt Konzerte absagen und sich Mitte September "einem kleineren operativen Eingriff unterziehen".
In den Fußstapfen des Vaters
Geboren wurde Mariss Jansons am 14. Jänner 1943 als Sohn des Dirigenten Arvid Jansons in Riga. Er studierte mit Auszeichnung Violine, Klavier und Dirigieren am Konservatorium Leningrad. 1969 setzte er seine Ausbildung in Wien bei Hans Swarowsky und in Salzburg bei Herbert von Karajan fort. Zwei Jahre später siegte er im internationalen Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in Berlin.
1973 wurde er Assistent von Jevgeni Mravinsky bei den St. Petersburger Philharmonikern, deren Chefdirigent er 1985 wurde. Er war 1979 bis 2000 Musikdirektor des Philharmonischen Orchesters in Oslo, das unter ihm eine viel beachtete Entwicklung nahm. 1996 erlitt er während eines "Boheme"-Dirigates in Oslo einen Herzinfarkt, kurz darauf im Spital einen zweiten. Eine siebenmonatige Zwangspause folgte, doch die Aufgaben, die er danach annahm, wurden nicht weniger.
Schostakowitsch-Komplettaufnahme
1997 bis 2004 war er in den USA musikalischer Direktor beim Pittsburgh Symphony Orchestra. 2003 folgte Jansons Lorin Maazel als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks nach - eine Position, die er bis heute innehat. Zudem leitet der Maestro seit 2004 das Königliche Concertgebouw Orchester in Amsterdam und steht damit zwei der besten Klangkörper der Welt vor. Als überaus gefragter Gastdirigent hat er in den vergangenen Jahren mit praktisch allen bedeutenden Orchestern der Welt zusammengearbeitet.
Großen Erfolg hatte Mariss Jansons mit einem Tschaikowsky-Zyklus mit den Osloer Philharmonikern, aber auch seine Verdienste um das Werk von Dimitri Schostakowitsch sind groß, zumal sich nicht zuletzt eine Komplettaufnahme aller Symphonien des Russen in der Discographie Jansons findet. Doch nicht nur das russische Repertoire liegt ihm am Herzen, auch Gustav Mahler und Richard Strauss, Brahms und Beethoven, Haydn und Bruckner zählen zu seinen bevorzugten Komponisten.
Zu seinen Ehrungen zählen der Rang eines Kommandanten mit Stern des Königlichen Norwegischen Verdienstordens, die höchste Auszeichnung, die Norwegen an Ausländer zu vergeben hat, die Ehrenmitgliedschaft der Royal Academy of Music in London sowie der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Text: APA, Red.
Service
Übersicht
- Klassik