Grassers Telefonprotokolle als Vorlesung
Da bin ich jetzt supernackt
Am 17. Jänner 2011 fand im Audimax der Universität Wien eine Lehrveranstaltung der etwas anderen Art statt. Die Kabarettisten Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba lasen dabei aus den im Dezember vom Falter publizierten Abhörprotokollen der Gepräche zwischen Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und Ernst Plech.
8. April 2017, 21:58
Die Veranstaltung mit dem Titel "Da bin ich jetzt supernackt - Grassers Telefonprotokolle als Vorlesung" ging bei freiem Eintritt im Rahmen der Lehrveranstaltung "Einführung in das Verfassungsrecht" über die Bühne.
Kultur aktuell, 18.01.2011
Auf Facebook hatten bereits vorab über 4.800 Personen ihr Kommen angekündigt, und der Andrang zu dieser Vorlesung war so groß, dass bis kurz vor Beginn nicht sicher war, ob die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen überhaupt stattfinden kann. Pünktlich um 20:00 Uhr konnte dann aber Professor Heinz Mayer mit der Lehrveranstaltung beginnen, die er mit der Frage eröffnete, ob sich denn in Österreich die Einhaltung des Rechts überhaupt lohne.
Sodann begrüßte der Dekan des Juridicums die Kabarettisten Scheuba, Palfrader und Maurer als seine Gastdozenten auf der Bühne, die im Laufe des Abends wiederholt die Rollen wechselten.
Neue Protokolle vorgetragen
Im Rahmen der Vorlesung kamen auch neue noch nicht immunisierte Protokolle zur Aufführung. Daher durfte die Veranstaltung nicht als Livestream übertragen werden. Der stellvertretende "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk, dem die Protokolle ursprünglich zugespielt worden sind und der bei dieser Lesung Regie führte, dazu: Die neuen Dokumente schließen in Absurdität und Unterhaltungswert nahtlos an die bereits veröffentlichten an. Es wird darüber diskutiert, ob man einem korrupten Polizisten Geld anbieten solle, und wie man vor der Polizei am besten diverse Honorare rechtfertigen könnte. Es seien dies die letzten Tage einer Freunderlwirtschaft, die hier protokolliert sind, so Klenk.
Florian Scheuba hat schon in seiner Satire "Unschuldsvermutung", die derzeit im Wiener Rabenhof Theater zu sehen ist, Originalzitate auf die Bühne gebracht. Als Unterhaltungslegende Heinz Conrads bittet er dabei die Unschuldslamperl der Nation wie Julius Meinl, Helmut Elsner und auch Karl-Heinz Grasser auf die Bühne.
"Erwischen impossible"
Aber auch abseits kabarettistischer Lesungen ist das Interesse rund um Karl-Heinz Grasser derzeit groß. Seinen jüngsten Auftritt in der ZIB 2 verfolgten etwa 680.000 Zuseher, und im Internet laufen diverse mehr oder weniger kreative Aktionen zum Thema Grasser. Auf Twitter etwa texten User seit Tagen bekannte Filmtitel so um, dass ein Bezug zum ehemaligen Finanzminister entsteht. Derzeit führend im User-Voting: "Erwischen impossible". Florian Klenk glaubt, dass dieser Fall die Leute empört und überfordert zugleich, lachen sei dabei der letzte Ausweg.
Unterhaltsamer als die abendliche Lehrveranstaltung kann eine Einführung in das Verfassungsrecht wohl nicht sein. Aufgrund des großen Andrangs wird die Vorlesung am 31. Jänner 2011 wiederholt.