Warum der Arbeitsmarkt nachhinkt

Arbeitslos trotz Aufschwungs

Erfreuliche Aussichten hat gestern das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seiner Prognose bis 2015 präsentiert: Die heimische Wirtschaft wird schneller wachsen als in den vergangenen zehn Jahren. Doch dafür, dass es bei der Arbeitslosigkeit Entspannung geben könnte, ist das Wachstum weiter zu schwach.

Morgenjournal, 25.01.2011

Nur leichter Rückgang

Es ist ein Silberstreif am Horizont, aber nicht mehr: Im Dezember lag die heimische Arbeitslosigkeit bei 8,2 Prozent. In den kommenden vier Jahren wird sie laut Wifo nur leicht sinken - auf knapp unter sieben Prozent. Denn das Wirtschaftswachstum sei mit gut zwei Prozent pro Jahr nicht kräftig genug, um die Arbeitslosigkeit zu drücken, sagt Wifo-Expertin Hedwig Lutz.

Mehr Jobsuchende

Es gibt zwar wieder mehr zu tun und die Firmen suchen mehr Arbeitskräfte. Gleichzeitig drängen aber auch Menschen in Beschäftigung, die sich bisher wegen der schlechten Chancen Alternativen gesucht hatten, erklärt Wirtschaftsforscherin Lutz. Das seien vor allem junge Menschen, die in den letzten Jahren wegen der schlechten Beschäftigungssituation länger im Bildungssystem geblieben seien.

Frauen, Ältere, weniger Schulungen

Auch Frauen, die sich wegen der Krise länger der Kinderbetreuung gewidmet haben, kehren jetzt auf den Arbeitsmarkt zurück. Eine dritte Gruppe sind ältere Arbeitskräfte, die nach der Pensionsreform länger arbeiten müssen und damit die Zahl der Jobsuchenden ebenfalls erhöhen. Dazu kommt, dass die Schulungen des Arbeitsmarktservice zurückgefahren werden - damit wird die tatsächliche Arbeitslosigkeit wieder sichtbar.

Aufschwung gut fürs Budget

Die massiven Investitionen in Schulungen hätten während der Krise aber auch Wirkung gezeigt, so Lutz. Denn die Arbeitslosigkeit sei in Österreich während der Krise schwächer gestiegen als in anderen Ländern. Aber mit dem Anspringen der Konjunktur müssten nicht mehr so viele Budgetmittel in die Arbeitsmarktpolitik investiert werden.

Keine Angst vor dem Osten

Die Öffnung des heimischen Arbeitsmarktes für Bürger aus den neuen EU-Staaten ab Mai werde die Arbeitslosigkeit aber nicht steigen lassen, ist man im Wifo überzeugt. Wer dringend gebraucht wird, sei schon jetzt da, weil es für besonders gefragte Berufe Ausnahmeregelungen gibt. Und wenn Arbeitskräfte aus dem Osten tatsächlich auswandern wollten, würden sie eher in Länder gehen in denen schön jetzt Landsleute arbeiten dürfen - wie Großbritannien oder Irland. Der österreichische Arbeitsmarkt werde sicher nicht überschwemmt.