Vom Autorenfilm zum Blockbuster
Bernd Eichinger ist tot
Filmproduzent Bernd Eichinger ("Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose") ist mit 61 Jahren überraschend gestorben. Das erklärte "Just Publicity", PR-Agentur für die Produktionsfirma Constantin Film, und bestätigte damit einen Bericht des Internetportals "bild.de". Demnach starb Eichinger in Los Angeles am Montagabend während eines Essens im Familienkreis an einem Herzinfarkt.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 26.1.2011
Künstlerische Ansprüche hochhalten und dennoch Filme für ein Massenpublikum machen, europäische Filmtraditionen, etwa den Autorenfilm berücksichtigen und dennoch stets den Blick nach Hollywood gewandt. Diesen Spagat hat Bernd Eichinger seit Mitte der 1970er Jahre vor allem als Filmproduzent in Deutschland gewagt, und konnte dabei durchaus künstlerische und kommerzielle Erfolge zugleich erzielen, etwa mit Filmen wie "Der Name der Rose", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", "Nirgendwo in Afrika" oder "Der Baader Meinhoff-Komplex".
Auf die Rolle des Geldgebers alleine wollte sich Eichinger dabei nie reduzieren lassen. Kreative Tätigkeit sah Eichinger geradezu als Kern seiner Arbeit an. Der Mann mit Zweitwohnsitz in Hollywood schrieb immer wieder an Drehbüchern mit und wenn er sich einen Schauspieler wünschte, wurde dieser besetzt. Auch der Filmschnitt lief nicht ohne ihn.
Die kreative Mitwirkung an seinen Projekten war ein Grund, warum der gebürtige Bayer entgegen des üblichen Produzentenschicksals auch in einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. "Wer Kino machen will, muss sich zu einer gewissen Popularität bekennen", war Eichingers Motto.
Herrn Eichingers Gespür für Film
Eines seiner Lieblingsprojekte war 2005 der Film "Der Untergang" der die Ereignisse im Führerbunker in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs schilderte. Kritik, vor allem, dass er im Versuch populäres Kino zu machen, zu viele inhaltliche Kompromisse mache, ließ Eichinger unbeeindruckt.
Auffallend sind die zahlreichen Verfilmungen von Buchbestsellern in Eichingers Werk, etwa "Die unendliche Geschichte", "Christiane F - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Das Geisterhaus", "Elementarteilchen" und "Das Parfum". Werktreue war Eichingers Sache nicht. Der Film sei ein neues Werk, das auch für Leute funktionieren müsse, die das Original nie gelesen hätten. "Wenn Sie kein neues Werk schaffen, werden Sie auch dem alten Werk nie gerecht werden", so Eichinger einst in einem Ö1 Interview.
Mut bewies Eichinger nicht nur als Produzent mit finanziellen Großprojekten, sondern auch als langjähriger Geschäftsführer des Filmverleihs und der Produktionsgesellschaft Constantin Film, die er im Alter von 30 Jahren in finanziell angeschlagenem Zustand übernahm und sanierte. Letztes Jahr hatte sich Eichinger auch die Filmrechte am Entführungsfall Natascha Kampusch gesichert.
Textfassung: Joseph Schimmer
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