Uraufführung von Darius Milhaud
Carinthischer Sommer 2011
Die Kärntner Provinz widmet sich heuer der französischen Provence - genauer gesagt Darius Milhaud: Das Festival Carinthischer Sommer legt einen Schwerpunkt auf das Werk des 1974 verstorbenen Komponisten, von dem alleine 14 Werke zur Aufführung kommen - inklusive einer Uraufführung.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 27.01.2011
Susanna Dal Monte im Gespräch mit Intendant Thomas Daniel Schlee.
"Darius Milhaud ist eine Art Naturgewalt der Musik", untermauerte Intendant Thomas Daniel Schlee sein Bedauern, dass das Oeuvre des Komponisten in Österreich stark unterrepräsentiert sei. Mit und ohne Milhaud sind zwischen 10. Juli und 20. August 2011 insgesamt 42 Veranstaltungen in Villach, Ossiach und Fresach angesetzt, zu denen vier musikalische Sonntagsmessen hinzutreten. In Summe wird es 14 Uraufführungen geben.
Gleich gebliebenes Budget
Man biete somit gleich viele Veranstaltungen wie im Vorjahr, bei einer um eine Woche verkürzten Festivaldauer, so Schlee bei der Programmpräsentation im Wiener Institut Francais. Das Budget sei im Vergleich zu 2010 gleichgeblieben, und man hoffe, dass dies auch im kommenden Jahr so bleibe, gab sich Schlee, im achten Jahr Festivalintendant und jüngst mit dem Österreichische Kunstpreis 2010 geehrt, optimistisch. Heuer finden sich jedenfalls Stars wie Annette Dasch, Vladimir Ashkenazy, Heinrich Schiff oder Rudolf Buchbinder unter den Festspielteilnehmern.
Man dürfe sich nicht von der althergebrachten Geschichtsschreibung der abendländischen Musikgeschichte ins Bockshorn jagen lassen, unterstrich Komponist Schlee seine Begeisterung für Milhaud. Es gebe daneben sehr viel mehr an Harmonie und Melodik. Entsprechend weit gespannt ist auch das Milhaud-Programm beim Festival.
Das Spektrum reicht von der Violinsonate Nr. 2 über die "Voyage d'été", die für Klavier und Bariton die Reise der französischen Städter in pastorale Gefilde am Wochenende beschreibt, bis hin zum Klassiker "Le Boeuf sur le toit", der vom European Union Youth Orchestra unter Vladimir Ashkenazy interpretiert wird. Mit Unterstützung des französischen Kulturinstituts wird es überdies eine kleine Ausstellung zum Werk des Bildhauers Daniel Milhaud, dem Sohn des Komponisten, im Stift Ossiach gezeigt.
Milhauds Operas-minute
Den Höhepunkt stellt allerdings das Programm "Götter & Söhne" dar, das dreimal im Festivalverlauf die von Milhaud komponierten Operas-minute präsentiert, die in nur wenigen Minuten antike Szenen darstellen. Hinzu tritt bei "Götter & Söhne" jeweils, nach dem Wechsel vom Alban-Berg-Saal in die Stiftskirche während der Pause, die nach einem Text von André Gide verfasste Kantate "Die Rückkehr des verlorenen Sohnes". Hierbei kommt es auch zur Uraufführung des Vokalwerks "Neige sur le fleuve", dessen Partitur sich in Schlees Privatbesitz befindet.
Das weitere Programm abseits von Milhaud spannt sich vom Barock über Jubiläumsjahreskind Franz Liszt, von Werken des Festivalintendanten bis hin zu weiteren zeitgenössischen Kompositionen. Fortgeführt wird etwa auch die junge Festivalreihe "cs_alternativ" mit schrägeren Rhythmen. Und am 19. August 2011 feiert mit "Die Nasenwurst" ein Auftragswerk für Kinder von Helmut Schmidinger Premiere.
Am 2. August wird mit Evelyn Glennie die "weltberühmteste Percussionistin" ein Konzert im Villacher Kongresszentrum geben - "weil ein nicht ganz so berühmter Schlagzeuger im Vorjahr uns im Stich gelassen hat. Ich bin über diese Frechheit immer noch nicht hinweg", ärgerte sich Schlee nach wie vor über die Absage von Martin Grubinger im Vorjahr. Dieser hatte seinen Auftritt aus Protest gegen die BZÖ-FPÖ-Politik in Kärnten abgesagt.
Text: APA, Red.
Service
Carinthischer Sommer, 10. Juli bis 20. August 2011, verschiedene Veranstaltungsorte in Villach, Ossiach und Fresach,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent auf ausgewählte Veranstaltungen).
Carinthischer Sommer