Streikräftekommandant: Debatte in Sackgasse

"Klare Vorgaben der Politik"

In der Diskussion um die Zukunft des Bundesheeres fordert der Chef des Streitkräfteführungskommandos, Günter Höfler, klare Entscheidungen der Politik. Im Ö1-Interview "Im Journal zu Gast" ruft Höfler dazu auf, eine Sicherheitsstrategie auszuarbeiten. Die aktuelle Debatte um das vom Verteidigungsminister bevorzugte Modell sei eine Sackgasse.

"Zuerst Sicherheitsstrategie ausarbeiten"

Der Chef des Streitkräfteführungskommandos, Günter Höfler, "Im Journal zu Gast" am 29.01.2011 bei Klaus Webhofer

Politik muss Vorgaben machen

Generalleutnant Höfler (58) ist seit 2006 Chef der Land-, Luft-, Auslands- und Spezialeinsatzkräfte des Bundesheeres. Seiner Ansicht nach ist die Diskussion um das Bundesheer derzeit in einer Sackgasse angekommen. Um da wieder herauszukommen, empfiehlt Höfler: "Einfach das Modell einmal stehen lassen, und den weiteren Prozess, nämlich die Bearbeitung der Sicherheitsstrategie, und die klaren Konsequenzen daraus ableiten." Zunächst sollte eine Sicherheitsstrategie auf breiter politischer Basis definiert werden, daraus sollten dann die Aufgaben und Fähigkeiten des Bundesheeres abgeleitet werden. Nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Finanzmittel könne dann die Struktur und das System diskutiert werden. Dass sich Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) für ein Modell entschieden habe, sei dessen Ansicht, aber jetzt müsse der demokratische Diskussionsprozess beginnen. Die Politik müsse die Vorgaben machen, aber auch die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, so Höfler.

"Mitarbeiter wertschätzen und einbinden"

Höfler warnt davor, die Belegschaft des Bundesheeres zu verunsichern: "Mit den Mitarbeitern ist sorgsam umzugehen. Die Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource, auch bei uns in den Streitkräften. Sie sind wertzuschätzen und einzubinden." Die Stimmung in der Truppe: Betroffenheit über die Ablösung Entachers sei spürbar und hörbar vor allem beim Kaderpersonal. Ausgeprägt und auch verständlich sei der Wunsch nach Klarheit, so Höfler: "Die Leute wollen offene, ehrliche Worte uns tragen dann diese Entscheidungen mit."

Fan-Seite für den General

Eine Fan-Seite für Entacher auf Facebook erfreut sich großer Beliebtheit - mit mehr als 7.000 Unterstützern. Das sei für einen General in Österreich zwar ungewöhnlich, zeige aber, dass sein Standpunkt verstanden werde und er eine hohe Akzeptanz genieße, so Höfler. Diese Entwicklung, dass Entacher nun fast als Märtyrer stilisiert wird, bedauert Höfler. Entacher sollte als geradliniger Offizier gelten, der zu seiner Einstellung steht.

Ausreichend Freiwillige?

Skeptisch ist Höfler, dass tatsächlich 2.000 Freiwillige fürs Heer rekrutiert werden können. Jetzt gebe es ein Interesse in dieser Größenordnung, aber nur deshalb, weil es auch die Wehrpflicht gibt. International gebe es kaum Erfahrung, Österreichs Nachbarländer hätten jedenfalls Rekrutierungsprobleme. Dazu komme, dass man als Mitglied in einem Militärbündnis wie der NATO ein kleineres Heer benötigen würde als ein neutraler Kleinstaat, wie es Österreich derzeit ist.

Darabos sagte ab

Verteidigungsminister Norbert Darabos hat das bereits fixierte "Im Journal zu Gast"-Interview Freitagnachmittag überraschend abgesagt. Begründung: Die Situation innerhalb der Koalition habe sich in den letzten Tagen zugespitzt.

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