Ausstellung im Wiener Völkerkundemuseum

Bali - Kunst im Wandel

Was haben ein Maler aus dem Berlin der wilden Zwanziger Jahre und die moderne Kunst Balis miteinander zu tun? Viel, wie jetzt eine Ausstellung im Wiener Völkerkundemuseum zeigt. "Bali - Kunst im Wandel" heißt die Schau, die am Dienstag, 1. Februar 2011 eröffnet wird.

Kultur aktuell, 01.02.2011

Zu sehen sind Werke der bedeutendsten balinesischen Künstler, aber auch vom Deutschen Walter Spies, der damals auf Bali eine Künstlerkolonie gründete und großen Einfluss auf das dortige Kunstgeschehen hatte.

Anziehungspunkt für Intellektuelle

In den Zwanziger-Jahren war Bali Anziehungspunkt für westliche Künstler und Intellektuelle, Foto-Ausstellungen und Bildbände mit oft freizügigen Nacktaufnahmen hatten das Interesse für das Inselparadies und seine ursprüngliche Lebensweise geweckt. Der Künstler Walter Spies kam über Java nach Bali, lernte die Sprache und beschäftigte sich mit der lokalen Malerei und der Gamelan-Musik.

Bald entdeckte auch die weltreisende Haute-Volée Bali als Top-Ziel auf ihren Luxuskreuzfahrten. Abgestiegen wurde im noblen Bali Hotel in der Hauptstadt Denpasar, zu Gast waren dort Größen wie die Millionenerbin Barbara Hutton, Charlie Chaplin und die Wiener Schriftstellerin Vicky Baum, erzählt Kuratorin Sri Kuhnt-Saptodewo: "In diesem Hotel gesellten sich die ganzen Touristen und die Millionäre - und natürlich Spies und Freude. Helene Potjewyd hatte dort einen Souvenirshop. Walter Spies hat immer geholfen, die besten Schnitzer zu vermitteln."

Einfluss von Art déco

Potjewyd kam nach dem Tod ihres Mannes Mitte der 1930er-Jahre nach Wien und schenkte dem Museum für Völkerkunde ihre Sammlung. Darunter zahlreiche Bilder des bis heute berühmtesten balinesischen Malers Nyoman Lempad. "Er war Tempel-Architekt", erläutert Sri Kuhnt-Saptodewo. "Natürlich war er religiös, jeder Balinese ist religiös. Aber vorher hat er eigentlich sehr viele Kamasutra-Szenen gemalt. Diese Illustrationen sind einmalig, weil es auch einen Einfluss von Art déco gibt."

Lempad wurde biblische 113 Jahre alt und verstarb erst 1978. In der Ausstellung sind seine Illustrationen zum hinduistischen Ramayana-Epos zu sehen, aber auch Illustrationen zu einem Märchenbuch, das Helene Potjewyd bei ihm in Auftrag gegeben hatte. "Es gleicht dem Aschenputtel-Motiv", so Sri Kuhnt-Saptodewo. "Das gibt es auf der ganzen Welt."

Bester Bali-Kenner seiner Zeit

Walter Spies galt als bester Bali-Kenner seiner Zeit. Damals beschäftigte er sich gerade mit der Sammlung von Lamak-Motiven. Diese wurden anlässlich von Galungan, des balinesischen Neujahrsfestes hergestellt.

"Im Rahmen dieses Festes werden die Palmblätter bis zu acht Meter lang gemacht und sie schnitzen die Palmblätter mit diesen Motiven. Aber es ist so vergänglich - nach zwei Tagen werden die Blätter welk", sagt Kuratorin Sri Kuhnt-Saptodewo.

Spies hat diese Motive mit Bleistift und Tinte auf Papier festgehalten und damit der Vergänglichkeit entrissen. 500 Blätter umfasste diese Werkgruppe beeindruckt durch ihre Nähe zur Jugendstilornamentik. Zum Künstlersalon von Spies wurde der Club des Bali-Hotels, wo Helene Potjewyd regelmäßig Dinner Partys veranstaltete. Wie ein englischer Journalist schrieb, feierte man dort bei Scotch und Zigarren das paradiesische Leben fernab der Zivilisation: "Kein Wort über Dollfuss, Hitler oder Russland. Es ging um Bali und seine Menschen."

Service

"Bali. Kunst im Wandel", 2. Februar bis 2. Mai 2011, Museum für Völkerkunde

KHM - Museum für Völkerkunde