Ausstellung im Palazzo Farnese

Meisterwerke der Renaissance

Der Palazzo Farnese im römischen Zentrum ist für Touristen und Kulturbegeisterte ein sogenanntes Must. Doch das Adelspalais kann normalerweise nur von außen bewundert werden, weil es Sitz der Botschaft Frankreichs und damit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Jetzt kann der Palazzo Farnese dank einer Ausstellung zumindest teilweise besichtigt werden.

Kulturjournal, 02.02.2011

Vor ungefähr 30 Jahren bin ich das erste Mal hierhergekommen. Und der Palazzo Farnese hat mich unglaublich beeindruckt. Ich bin rundherum gegangen und habe mir auch die wundervolle hintere Fassade angesehen. Werke großer Meister wie Sangallo und Michelangelo.

Inhalt und Behälter

Damals hatte der Tourist Jean Marc de la Sablière noch keine Ahnung, dass er später einmal in diesem wundervollen Palais arbeiten würde. Die Liebe zu dem - wie Kenner sagen,- schönsten Adelspalast Roms, ist jedoch geblieben. Und als De la Sablière seinen Botschafterposten in Rom antrat, da reifte in ihm langsam die Idee zu einer Ausstellung heran. Von der Renaissance zur französischen Botschaft nennt sich nun das Ergebnis, denn das berühmte und viel kopierte Juwel der Hochrenaissance ist seit rund 140 Jahren fest in französischer Hand. Den Auftrag, die inzwischen verstreute Kunstsammlung der Farnese zumindest teilweise zu diesem Zweck zurückzuholen, den erhielt der frühere Generaldirektor der Vatikanischen Museen, Francesco Buranelli:

"Die Ausstellung will beides wieder zusammenführen. Sprich: Den Inhalt und seinen Behälter. Die Ausstellung will die glanzvolle Zeit der Familie Farnese wieder aufleben lassen. Das zeigt sich am besten durch die antiken und zeitgenössischen Kunstwerke, die für dieses Palais geschaffen wurden."

Erbauer Papst Paul III.

Nicht alle Teile der umfassenden Sammlung, die großteils in die Hände der Bourbonen-Könige in Neapel überging, sind ausgestellt, Es wären schlicht zu viele. Der Weg durch die Jahrhunderte wird jedoch anhand ausgewählter Meisterwerke erzählt.

"Wir haben hier ein bemerkenswertes Tizian-Gemälde, das Paul III. darstellt", sagt Buranelli. "Ich bin mit diesem Werk sehr verbunden, denn er war ja derjenige - als er noch Kardinal Alexander Farnese war -, der dieses Palais bauen ließ und dann zum Sitz seiner Familie machte. Wenn man das von Tizian gemalte Gesicht betrachtet, erkennt man die profunde Persönlichkeit Paul III. Ich liebe dieses Gemälde und seinen Ausdruck. Wunderschön!"

Ein nie dagewesenes Palais

Die Familie Farnese war eine der bedeutendsten Familien Italiens. Und letztlich Europas. Begonnen hat der Aufstieg der Adelsfamilie aus dem Norden Latiums mit Alexander Farnese. Der Kardinal gab 1516 Antonio da Sangallo den Auftrag, ein nie dagewesenes Stadtpalais in Rom zu entwerfen. Nachdem er 1534 als Paul III. zum Papst gewählt wurde, erweiterte Michelangelo das Projekt.

Heute zeichnen sich die Prunksäle im Piano Nobile durch ihre ungewöhnliche Höhe aus: 18 Meter ist der berühmte Herkulessaal hoch. Wie auch das gänzlich mit Fresken geschmückte Büro des Botschafters:

"Ich glaube nicht, dass es ein schöneres Büro auf der Welt gibt", meint er. "Und viele sagen auch, das hier ist die schönste Botschaft der Welt. Ich bin jedes Mal wieder voll des Staunens."

Kulturelle Identität

Alexander Farnese dachte alla grande. Mit der Sammlung antiker Kunstschätze wollte er seiner Familie eine neue kulturelle Identität geben. Und auch sonst war er durchaus aktiv. Vier uneheliche Kinder hatte er zum Zeitpunkt seiner Papstwahl. Kinder, die den Namen Farnese weitertragen sollten.

"Er hat sich mit allen bedeutenden Familien verschwägert. Mit der kaiserlichen Familie in Österreich und den königlichen Familien in Frankreich, Portugal und Spanien. Gleichzeitig hat er seinen Nachkommen einen eigenen unabhängigen Staat hinterlassen. Der Papst trennte das Herzogtum Parma-Piacenza vom Kirchenstaat ab und gab es seinem Sohn, der erster Herzog wurde."

Großartige Fresken

Auch Exponate der Sammlung aus Parma-Piacenza sind in der Ausstellung zu sehen. Zu den schönsten Stücken zahlen zweifellos zwei Gemälde von El Greco, ein von Sebastiano del Piombo gemaltes Porträt, Skulpturen wie der farnesische Stier und der farnesische Herkules, sowie ein ganz seltenes Renaissancemöbel aus dem Museum von Ecouen, das für die Münzen- und Gemmen-Sammlung der Farnese steht.

Doch das Allerfaszinierendste ist der Palazzo selbst. Seien es die Fresken von Annibale Carracci in der Galerie oder die von Antonio Cipolla im neugestalteten piano nobile - das Palais ist einzigartig. So wie seine Geschichte.

Die Ausstellung ist bis 27. April 2011 geöffnet. Besucher müssen sich jedoch vorher anmelden.

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Italienwelten - Palazzo Farnese