Zeichnungen und Aquarelle aus dem Lenbachhaus
Albertina zeigt Werke des Blauen Reiters
Am Donnerstag, 3. Februar 2011, wird in der Wiener Albertina eine Ausstellung von Werken der Künstlergruppe Der Blaue Reiter eröffnet. Ihr gehörten Künstler wie Wassily Kandinsky und Paul Klee an.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.02.2011
Radikaler Bruch mit der Überlieferung
In der Kunst war der Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt von Ismen: Fauvismus, Kubismus, Futurismus etc. In diesem Sog entstand auch 1911 in München Der Blaue Reiter.
"Das war die Zeit, in der es zum ersten Mal in der Geschichte zu einem radikalen Bruch mit der Überlieferung gekommen ist und die Akademien nicht mehr im Stande waren, zeitgenössische Kunstvorstellungen zu erfüllen. Und da wollten Kandinsky, Matisse in Paris und Kirchner in Dresden nicht alleine kämpfen, sondern es findet sich eine kleine Gruppe, die ein Programm erstellt, unter dem sie gemeinsam als Phalanx stärker sind, um die Akademie zu erschüttern oder zum Einstürzen zu bringen", erläutert Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder.
Lose Künstlergruppe
Zum Unterschied zu anderen Ismen war Der Blaue Reiter allerdings nur eine lose Künstlergruppe. Es gab kein Manifest, wie etwa bei den Futuristen, und die Künstler waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten: Auf den ersten Blick scheint es keine Gemeinsamkeiten zwischen Wassily Kandinsky, Franz Marc, Paul Klee, Alfred Kubin oder Alexej von Jawlensky zu geben. Was sie eint ist, "dass sie nicht der Nachahmung der Natur verpflichtet sind", so Schröder. "Das Geistige in der Kunst war das gemeinsame Ziel aller Mitglieder des Blauen Reiters. Das Geistige heißt: nicht wie die Natur aussieht, sondern was der Mensch vor ihr und in ihr empfindet."
Der Name "Der Blaue Reiter" entstand übrigens an einem Kaffeehaustisch, schreibt Kandinsky, der mit Franz Marc als Kopf der Gruppe angesehen werden muss: "Beide liebten wir Blau, Marc Pferde und ich Reiter". So einfach kann das gehen.
Opfer des Ersten Weltkriegs
Die Gruppe existierte nur drei Jahre, von 1911 bis 1914, also dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, führt Schröder aus: "Die vielen Mitglieder der Russen, die drinnen waren, mussten zurück in die Heimat geschickt werden. Die zwei führenden deutschen Mitglieder, August Macke und Franz Marc, fallen in den ersten Kriegstagen des Ersten Weltkriegs."
Allerdings sollten ihre überlebenden Mitglieder die Kunstgeschichte individuell auch nach dem Krieg prägen: "Alle kommen nach dem Ersten Weltkrieg zurück und unterrichten am Bauhaus. Der Blaue Reiter hat in einem ganz anderen Kleid sein eigentliches Nachleben im Bauhaus."
Grafisches Werk im Mittelpunkt
Die Ausstellung in der Albertina ist fast ausschließlich dem grafischen Werk - Zeichnungen und Aquarellen - gewidmet, etwa 250 Blätter, die durch eine Handvoll Gemälde ergänzt werden.
Zusammengestellt wurde die Schau in Zusammenarbeit zwischen der Albertina, die außergewöhnlich reich an Werken von Kubin ist, und dem Münchner Lenbachhaus, das unter anderem eine einzigartige Sammlung von Kandinskys besitzt.
"Ich glaube, dass diese Ausstellung deswegen besonders wichtig ist, weil der Blaue Reiter sein Bestes in der Arbeit auf Papier geleistet hat. Seine zweite von zwei Ausstellungen war ausschließlich den Aquarallen, Zeichnungen und Holzschnitten gewidmet", sagt Schröder.
Textfassung: Rainer Elstner
Service
"Der Blaue Reiter", 4. Februar bis 15. Mai 2011, Albertina,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Albertina