Maria Altmann

APA/GEORG LEYRER

Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann gestorben

Maria Altmann, Nichte von Adele Bloch-Bauer und durch den gewonnenen Restitutions-Streit um Klimt-Gemälde aus der Österreichischen Galerie Belvedere Kunstfreunden aus der ganzen Welt bekanntgeworden, ist am Montag,7. Februar 2011, in ihrem Haus in Cheviot Hills bei Beverly Hills nach langer Krankheit gestorben.

Klimt-Gemälde restituiert

Als Nichte von Adele Bloch-Bauer stand sie im Zentrum des wichtigsten Falles von Kunst-Restitution in Österreich: Maria Altmann, gebürtige Wienerin, die nach ihrer Flucht vor den Nazis 1938 schon lange in Los Angeles lebte, ist am Montag,7. Februar 2011, im Alter von 94 Jahren gestorben. Genau fünf Jahre ist es nun her, dass Altmann und ihre Miterben von der Republik Österreich fünf wertvolle Gemälde von Gustav Klimt aus der Österreichischen Galerie Belvedere zurück erhielten. Ihre frühere Heimat Österreich war für die ebenso charmante wie kämpferische Dame stets ein "herrliches Land".

Sieben Jahre hatte der Rechtsstreit um die Bilder "Adele Bloch-Bauer I", "Adele Bloch-Bauer II", "Apfelbaum", "Buchenwald/Birkenwald" und "Häuser in Unterach am Attersee" gedauert. "Ich habe gehofft, dass die Gerechtigkeit siegen wird. Aber gewusst habe ich es nicht", sagte die Altmann nach dem positiven Schiedsgerichtsspruch. Doch relativierte die Erbin, die nach der Restitution ein Kaufangebot der Republik erwartet hatte, auch die Bedeutung des Streits für sie persönlich. Es sei ihr nie ums Geld, sondern um Gerechtigkeit gegangen und der Tag der Entscheidung war "nicht der glücklichste Tag meines Lebens. Als mein Mann mich gefragt hat, ob ich seine Frau werden will, als mein ältester Sohn geboren wurde, und wie man mir bei meinem dritten Kind gesagt hat: 'It's a girl' - das waren die herrlichsten Tage."

Collier ging in Görings Besitz über

Auf den beiden berühmten Porträts, die die Erben nach dem jahrelangen Rechtsstreit zurück erhalten haben, ist Altmanns Tante Adele Bloch-Bauer zu sehen, die 1925 starb - damals war Altmann gerade neun Jahre alt. 1916 als fünftes und letztes Kind des Rechtsanwalts Gustav Bloch-Bauer und dessen Frau Thedy in Wien geboren, war Maria als Kind jeden Sonntag mit ihren Geschwistern im Palais ihres Onkels Ferdinand und ihrer Tante Adele zu Gast.

Im Dezember 1937 heiratete Maria Fritz Altmann, den Bruder des Strickwarenfabrikanten Bernhard Altmann. Als Hochzeitsgeschenk erhielt sie unter anderem Adeles Diamantcollier, wie Hubertus Czernin in seinem Buch "Die Fälschung" schreibt - später gelangte das Schmuckstück bezeichnenderweise in den Besitz von NS-"Reichsmarschall" Hermann Göring, der es seiner Frau schenkte.

Flucht nach England

Nach der Hochzeit im Dezember 1937 bezogen Maria und ihr Mann eine Wohnung in Wien-Neubau, die sie aber nicht lange gemeinsam bewohnen sollten. Im April 1938 wurde Fritz nach Dachau deportiert, er kam im Juli im "Austausch" gegen das Unternehmen seines Bruders wieder frei. Im Oktober floh das Ehepaar Altmann nach England. Das Paar saß schon im Flugzeug zur ersten Station ihrer Flucht in Deutschland, als "plötzlich die Motoren wieder aufgehört haben. Bis heute erinnere ich mich, weil es ein so grauenvoller Moment war und ich gedacht habe, 'jetzt holen sie meinen Mann'. Dann hat der Pilot gesagt: 'Schlechtwetter in München, 20 Minuten Aufenthalt'." Ein Bauer bei Aachen half den Altmanns über die Grenze nach Holland.

1942 kamen Fritz und Maria mittellos nach Los Angeles, wo sie seither lebt (seit 1945 als US-Staatsbürgerin). Im November 1945 starb schließlich Ferdinand Bloch-Bauer, der Mann Adeles, und hinterließ sein Vermögen Maria sowie ihren Geschwistern Luise und Robert. Letzterer war während des Kriegs nach Kanada gelangt, hatte den Namen Bentley angenommen und betrieb gemeinsam mit dem Wiener Anwalt Gustav Rinesch federführend die Rückstellung des Vermögens Ferdinands an die Familie. Ergebnis: Im Gegenzug für die Bewilligung der Ausfuhr anderer Gegenstände mussten die Klimt-Bilder 1948 in der Österreichischen Galerie bleiben.

Bis ins hohe Alter gearbeitet

1998 stellten schließlich Altmann sowie die Vertreter der anderen Erben nach Erlass des Restitutionsgesetzes Anträge auf Rückerstattung der Klimt-Bilder. In der Zwischenzeit betrieb die vierfache Mutter eine Boutique. Erst im Alter von 85 Jahren hat Altmann aufgehört zu arbeiten, was nicht jeder mitbekommen hat: "An dem Tag, wo die Nachricht gekommen ist, dass wir gewonnen haben, ging das Telefon alle zwei Sekunden. Und eine Anruferin sagte: 'Sind Sie noch im Geschäft? Ich brauche ein Kleid.' Die hat anscheinend keine Zeitung gelesen." Unterstützt wurde Altmann von ihrem Anwalt und Familienfreund E. Randol Schoenberg, dem Enkel des Komponisten Arnold Schoenberg.

Lauder kaufte "Goldene Adele"

Das berühmteste Gemälde, die "Goldene Adele" wurde vom Kunstsammler und ehemaligen US-Botschafter in Österreich, Ronald Lauder, für die Neue Galerie in Manhattan erstanden - um einen kolportierten Kaufpreis von 135 Millionen Dollar (106,7 Millionen Euro). Die übrigen Bilder wurden im New Yorker Auktionshaus im November 2006 um 192,7 Mio. Dollar (151 Millionen Euro) versteigert. Nicht gewinnen konnten Altmann und andere Erbengruppen den Streit um die ebenfalls zurückgeforderte "Amalie Zuckerkandl".

In Österreich erlebte Altmann in den Jahren des Rechtsstreits, doch auch danach, starke Anfeindungen. Trotz allem sah sie Österreich aber als "herrliches Land" an, wie sie sagte, wenn ihr auch ihre dortige Heimat genommen wurde: "Ich habe Wien geliebt und das Salzkammergut geliebt. Wenn ich nun nach so vielen Jahren nach Wien komme, sehe eine herrliche Stadt so wie Paris, und atme mit der größten Begeisterung die Waldluft im Salzkammergut. Nirgends auf der Welt sonst gibt es diesen Geruch von Zyklamen und feuchtem Wald. Aber ich vermisse Österreich nicht als meine Heimat."

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