Der Klägerin Recht gegeben

Späte Entscheidung zu Klimt-Bildern

Österreich muss fünf Klimt-Bilder an Maria Altmann zurückgeben. 1998 bereits war es zu ersten Kontakten zwischen ihr und Vertretern Österreichs gekommen, aber jetzt erst muss sich Österreich der Tatsache stellen, dass die Bilder der Familie Altmann gehören.

"Ich bin in keiner Eile..." Wer so spricht, muss alle Zeit der Welt haben, könnte man glauben. Aber Maria Altmann war schon 88, als ich sie am 19. Mai des vergangenen Jahres telefonisch erreichte. Nicht einmal in ihrem Haus, sondern bei Freunden, und wahrscheinlich ist sie sogar selbst dorthin gefahren. Maria Altmann ist eine außergewöhnliche Frau.

Obwohl sie damals schon eine alte Dame war, ist sie 1998 nach Wien gekommen um mit den zuständigen Stellen zu beraten, wie die Restitution ihrer Bilder am besten über die Bühne gehen könnte. Alle waren "furchtbar nett" damals, Küsschen und Handküsse sind nur so auf sie niedergeprasselt, nur in der Sache selbst hat es keine Entscheidung gegeben.

Gerbert Frodl, der Direktor der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere ("Ich habe mit ihm zu Mittag gegessen, er war ein sehr netter, eleganter Mann..., ist es, wahrscheinlich...") hat damals schon geahnt, wie das Ganze ausgehen könnte. Schauen Sie, hat Frodl gesagt - so erinnert sich Maria Altmann in dem Telefongespräch - Landschaften haben wir genug, "aber nehmen'S uns nicht die Porträts weg..." Also, nicht jene Klimt-Gemälde, die mit der trockenen Bezeichnung "Adele Bloch-Bauer I" oder "Adele Bloch-Bauer II" nur sehr unvollständig beschrieben werden.

Es sind nationale Schätze, ("Die 'Mona Lisa' der österreichischen Kunst", so Klimt-Experte Wolfgang Fischer) Vergleichbares gibt es in Österreich kaum, am ehesten noch den "Kuss", der in allen verkitschten Unformen auf dem Markt zu finden ist.

Jetzt nimmt uns Frau Altmann die Porträts doch weg, aber was heißt das? Schließlich hat die Republik Österreich ihr (ihrer Familie) diese Porträts ursprünglich weggenommen - Österreich gibt also jetzt nur zurück, was ihm nie gehört hat; oder glaubt jemand im Ernst, Ferdinand Bloch-Bauer, der die Bilder von seiner Frau, die schon 1925 verstarb, geerbt hatte, hätte die Bilder freiwillig den Nazis übergeben, die ihm ohnehin schon alles andere Hab und Gut geraubt hatten?

Was also tun, um die Bilder doch noch für Österreich zu gewinnen? "Die Österreicher können sie ja kaufen", sagte mir Frau Altmann im Mai 2005. Und an dieser ihrer Haltung wird sich nicht viel geändert haben, denn eine Leihgabe kommt für sie nicht in Frage. Ein bisschen Fantasie ist also angesagt: Spendenaktionen, Sponsoren, Nationalbank, Finanzministerium... Es ist ja nicht so, dass es keine Möglichkeiten gibt, in einem reichen Land. 25 Euro pro Österreicher und die Sache wäre erledigt - nur halt, wie so oft in solchen Fällen, 60 Jahre zu spät.