Kein Vorbild für Unternehmer
Jobs für Behinderte: Länder säumig
Laut Gesetz sind Unternehmer dazu verpflichtet, pro 25 Mitarbeiter einen behinderten Arbeitnehmer einzustellen. Tun sie es nicht, müssen sie eine Ausgleichszahlung leisten. Säumig sind hier nicht nur zahlreiche private Unternehmen. Auch einige Bundesländer beschäftigen nicht genügend Menschen mit Behinderung.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 09.02.2011
Schlusslichter im Westen
Vier der neun Bundesländer stellen zu wenige behinderte Arbeitnehmer ein. Schlusslicht was die Einstellung behinderter Mitarbeiter angeht ist Tirol. Laut Plan müsste Tirol rund 700 Menschen mit Behinderung beschäftigen, in Wahrheit sind es aber nur die Hälfte, geht aus der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage hervor. In Vorarlberg ist die Situation ähnlich, hier arbeiten statt 360 nur 200 behinderte Dienstnehmer. Säumig sind auch Salzburg und Niederösterreich, wenngleich hier das Minus nicht so groß ist wie in den beiden westlichsten Bundesländern.
"Das sollte zu denken geben"
Für BZÖ-Chef Josef Bucher ist unverständlich, "dass hier die öffentliche Hand, die eine Vorbildfunktion einnehmen sollte, sehr säumig ist. Das paradoxe dabei ist ja, dass die öffentliche Hand das kontrolliert, aber selber das Gesetz nicht erfüllt. Das sollte schon zu denken geben."
Positive Beispiele
Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise die Steiermark. Dort beschäftigt das Land um 70 Prozent mehr behinderte Menschen als es eigentlich müsste. Klar übererfüllt wird die Quote auch in Kärnten, Oberösterreich und dem Burgenland. Leicht im Plus ist Wien. Auch der Bund beschäftigt genügend Menschen mit Behinderung.
Betriebe zahlen lieber
Anders die Situation in der Privatwirtschaft: Nicht einmal jedes vierte Unternehmen stellt genügend behinderte Arbeitnehmer ein. Die überwiegende Mehrheit zahlt lieber eine Ausgleichstaxe. Diese richtet sich seit neuestem nach der Größe des Betriebes und beträgt zwischen 226 und 336 Euro pro Person und Monat. Früher galt für alle einheitlich die niedrigste Taxe. Das bedeutet, dass große Betriebe jetzt mehr zahlen müssen als früher.
Länder-Verhalten "fatal"
Klaus Voget, Präsident des Österreichischen Zivilinvalidenverbandes, im Ö1 Morgenjournal-Gespräch am 09.02.2011 mit Helene Seelmann
"Ausgleichstaxen erhöhen"
Klaus Voget, Präsident des Österreichischen Zivilinvalidenverbandes, fordert eine Erhöhung der Ausgleichstaxen auf eine "betriebswirtschaftlich relevante Größenordnung", außerdem "vernünftige" Lohnkostenzuschüsse, um allfällig fehlende Leistungsfähigkeiten auszugleichen. Unternehmer könnten so die Erfahrung machen, dass Behinderte auch gute Mitarbeiter sein können. Dass manche Bundesländer die Vorgaben nicht erfüllen, ist nach Ansicht Vogets "fatal". Diese Länder und auch der Bund sollten da schnell nachziehen, um kein schlechtes Beispiel zu geben.
Bundesländer im Vergleich
Mittagsjournal, 09.02.2011
Der positive Spitzenreiter
Das Land Steiermark beschäftigt 2.270 Menschen mit Behinderung, das sind um fast tausend mehr als es müsste. Und man mache gute Erfahrungen, sagt Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser. Die meisten behinderten Dienstnehmer arbeiten in der Verwaltung.
Schlusslichter in der Statistik
In Vorarlberg stehen um 40 Prozent zu wenig behinderte Menschen im Landesdienst. Das liege daran, dass in der Statistik nicht nur all jene enthalten sind, die in der Verwaltung arbeiten, sondern auch die Landeslehrer und die Krankenanstalten, heißt es. Deshalb schneide man schlechter ab, sagt Markus Vögel, Personalchef des Landes Vorarlberg. Dennoch sieht Vögel Handlungsbedarf und will sich jetzt Tipps aus anderen Bundesländern holen.
Auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich liegt Tirol. Dort werden nur halb so viele behinderte Dienstnehmer beschäftigt wie laut Quote vorgegeben. Auch dort begründet man das damit, dass - anders als in der Steiermark - nicht nur die reine Landesverwaltung, sondern auch die Lehrer und die Krankenanstalten in der Statistik enthalten sind.