Aus Fehlern lernen
Meldesystem im Gesundheitswesen
Das Fehlermeldesystem im Gesundheitswesen stößt auf reges Interesse. Auf einer speziell eingerichteten Internetplattform können Fehler oder Beinahe-Fehler, die im Spital, beim Arzt oder in einer anderer Gesundheitseinrichtung passiert sind, gemeldet werden. Diese Fälle werden anonymisiert und analysiert, um Fehlervermeidungsstrategien zu entwickeln.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.02.2011
33.000 Zugriffe: "Enormes Interesse"
Das Interesse an den Fehlern oder Beinahe-Fehlern ist enorm, sagt Arthur Wechselberger, Vize-Präsident der Ärztekammer. Seit der Freischaltung hätte man nahezu 33.000 Zugriffe zu verzeichnen, so Wechselberger. Das sind bisher durchschnittlich mehr als 2.000 Zugriffe pro Monat oder mehr als 70 Interessierte täglich, die sich über Beinahe-Fehler im Gesundheitswesen informieren. 160 solcher Vorfälle wurden bisher gemeldet, der Großteil bereits analysiert und mit Tipps zur Vermeidung veröffentlicht. Das sei im internationalen Durchschnitt, sagt Arthur Wechselberger.
Kommunikation und Organisation als Fehlerquellen
Fast ein Drittel der Meldungen betreffen Vorkommnisse bei niedergelassenen Ärzten, knapp zwei Drittel Vorfälle in Spitälern. Die meisten Fehler oder Beinahe-Fehler passieren in der Kommunikation oder Organisation. Krankenanstalten hätten einen sehr hohen Organisationsgrad, erklärt Wechselberger. "Und gerade solche komplexen Organisationen haben es in sich, dass es Kommunikationsschwierigkeiten gibt, die dann sehr oft Auslöser von kritischen Situationen sein können", so der Vize-Präsident der Ärztekammer weiter.
Risiko: Medikamente
Bei zahlreichen Fällen gehe es auch um Probleme mit Medikamenten, deren Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten, sagt der Vizepräsident der Ärztekammer. Es habe sich in letzter Zeit herauskristallisiert, dass die Medikation ein sehr hohes Risiko in sich berge. "Das kommt allein daher, dass die Zahl der Medikamente, die Patientinnen und Patienten einnehmen müssen, sehr hoch ist", so Wechselberger.
Lerneffekte überprüft
In den ersten 15 Monaten, seit es das Fehler-Melde-System gibt, haben hauptsächlich Ärzte Vorkommnisse und Beinahe-Fehler gemeldet. Das System sei noch sehr Ärzte-lastig, sagt Wechselberger: "Wir haben noch die Aufgabe vor uns, auch den anderen Dienstleistungserbringern im Gesundheitswesen das System näherzubringen." Nach 15 Monaten wird dieses System jetzt wissenschaftlich überprüft, die Meldungen werden ausgewertet, potentielle Nutzer befragt und Einschätzungen von Experten eingeholt. Zusätzlich soll auch überprüft werden, ob die Tipps und Strategien, um mögliche Fehler zu vermeiden, auch berücksichtigt werden. Es werde an einem speziellen System gearbeitet, um die Überprüfbarkeit von Lerneffekten zu gewährleisten, so Wechselberger.