Wirbel um Kündigungen bei Pflegefirma

Schlechterer Vertrag oder Kündigung

Eine der größten Pflegefirmen Wiens, die Firma Sozial Global, will fast 400 ihrer Angestellten die Löhne kürzen. Die meisten Betroffenen sind Frauen, die in einer Branche tätig sind, die wegen niedriger Löhne ohnehin Probleme hat, Personal zu finden. Hinter dem Lohndumping-Unternehmen steht ein von den SPÖ-Frauen gegründeter Verein.

Nun geht es sogar rot gegen rot, denn die ebenfalls sozialdemokratisch dominierte Gewerkschaft steigt auf die Barrikaden und geht mit der SPÖ Wien auf Konfrontationskurs.

Mittagsjournal, 23.02.2011

400 Mitarbeiter betroffen

Die Pflegefirma Sozial Global greift zu drastischen Mitteln. Um fast 400 Mitarbeitern die Löhne zu kürzen, sind sie beim Arbeitsmarktservice angemeldet. Das ganze heißt Änderungskündigung und bedeutet, wer einen neuen, schlechteren Vertrag nicht akzeptiert, der ist ab 1. April arbeitslos. Die betroffenen Mitarbeiterinnen, es sind nämlich hauptsächlich Frauen, haben ältere, etwas bessere Verträge, und sollen so an den Kollektivvertrag für Pflegeberufe angeglichen werden.

Gewerkschaft: "Kein Verständnis"

Thomas Stöger von der Gewerkschaft VIDA hat dafür kein Verständnis: "Denn das Angebot ist eigentlich nur das eine, entweder die Beschäftigten sind bereit das letzte Hemd zu geben oder sie werden mit einem Fußtritt aus dem Betrieb befördert."

Die betroffenen Mitarbeiter verdienen im Schnitt 1.300 Euro Netto, sagt die Gewerkschaft. Mit den neuen schlechteren Verträgen müssten sie im Schnitt ein Gehalt weniger im Jahr hinnehmen. In besonderen Härtefällen geht es um Gehaltseinbußen von bis zu 3.000 Euro im Jahr, sagt Thomas Stöger.

"Änderungskündigungen notwendig"

Die Gewerkschaft VIDA fordert die Vorsitzende des Vereins Sozial Global, die Wiener SPÖ Frauensekretärin Nicole Krotsch auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Änderungskündigungen zurückzunehmen. Nicole Krotsch selbst verteidigt heute die Änderungskündigungen. Es sei notwendig, dass alle rund 800 Mitarbeiter von Sozial Global in den Kollektivvertrag überführt werden und sie könne die Änderungskündigungen nicht zurücknehmen. Denn es gehe vor allem darum, dass alle Arbeitsplätze bei Sozial Global erhalten werden. Dennoch will Krotsch mit der Gewerkschaft weiterverhandeln.

"Nicht beim Personal sparen"

Mit in der Verantwortung für die Änderungskündigungen bei Sozial Global sieht die Gewerkschaft auch Sozialstadträtin Sonja Wehsely, und die Vorsitzende der SPÖ-Frauen, Renate Brauner. Wehsely müsse darüber nachdenken, wie man mehr Geld in den Pflegebereich investiert, um dann nicht beim Personal einsparen zu müssen.

Ein Sprecher von Sonja Wehsely sagt, die Sozialstadträtin sei für die Vorgänge bei Sozial Global nicht zuständig, immerhin würden die Kollektivverträge nicht von der Stadt Wien ausverhandelt.

Bei einer Pressekonferenz hat Wehsely die Änderungskündigungen bei Sozial Global noch verteidigt, wie übrigens auch Bürgermeister Michael Häupl: "Das was sie billigere Verträge nennen ist der Kollektivvertrag, der für alle anderen Sozialeinrichtungen in dieser Stadt gilt."

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