"Egal, wie hoch der Preis ist"

Diplomat: Kampf bis Gaddafis Ende

Auch die diplomatischen Auslandsvertretungen Libyens distanzieren sich von Gaddafi. Allen voran der libysche Botschafter bei den Vereinten Nationen, aber auch etwa die libysche Botschaft in Wien. Besonders klare Worte aber findet Magid Buzrigh, der Geschäftsträger der libyschen Botschaft in Stockholm, die auch für andere skandinavische Länder zuständig ist.

"Das furchtbare Regime entwurzeln"

Magid Buzrigh, Geschäftsträger der libyschen Botschaft in Stockholm, im Morgenjournal-Gespräch am 28.02.2011 mit

"Wir kämpfen weiter"

Die Entwicklung gehe "hundertprozentig" in die richtige Entwicklung, sagt Magid Buzrigh. Das Volk habe "kollektiv" die Entscheidung getroffen, "das furchtbare, das blutige Regime zu entwurzeln, egal, wie hoch der Preis sein wird. Wir haben bereits einen hohen Preis gezahlt und sind bereit, weiter zu kämpfen." Die Proteste seien "ein Schrei, um die Rechte des Volkes in die Hand zu nehmen, und wenn es sein muss mit Gewalt."

"Volk wird Beleidigung nie verzeihen"

"Wir haben lange unter dem Regime gelitten, wir wurden entwürdigt, beleidigt, unter Druck gesetzt." Libyer seien in der Welt "zum Stinktier" geworden wegen des schlechten Benehmens des Diktators. Gaddafis Sohn Saif ist nach Ansicht des Diplomaten kaum besser: "Das ist genau wie der Vater, nur mit einem anderen Antlitz." Wenn ein Machthaber sein Volk als Ratten und Drogenabhängige bezeichnet, sei das eine Beleidigung, die vom Volk nie verziehen werde.

Islamisten - "da kann ich nur lachen"

Magid Buzrigh meint, dass es mit der Macht Gaddafis "ganz bald" zu Ende gehen könnte. Das Volk sei jedenfalls bereit, zu kämpfen und Opfer zu bringen. Über die Zeit nach dem Gaddafi-Regime macht sich der Diplomat keine Sorgen. Libyen habe genug hochgebildete Leute in allen Sektoren. "Wir werden gemäß dem Willen des Volkes eine demokratisch gewählte Institution gründen", ist Magid Buzrigh sicher. Dass Islamisten in das Machtvakuum stoßen könnten, glaubt er nicht: "Darüber kann ich nur lachen. Extremismus gibt es bei uns nicht. Das ist nur Propaganda."

Morgenjournal, 28.02.2010

"Nationalrat" gegründet

Libyens Machthaber Gaddafi hat die gegen sein Land verhängten UNO-Sanktionen als "wertlos" bezeichnet, auch seine Söhne behaupten weiter, es gäbe keine Proteste im Land. Doch die angeblich nicht existenten Aufständischen beginnen sich zu organisieren. In der Stadt Benghazi im Osten des Landes haben sie einen libyschen Nationalrat gegründet.

Angst vor Gegenangriffen

Weiterhin gibt es keine Anzeichen dafür, dass Staatschef Gaddafi angesichts der Massenproteste zurücktreten könnte. Im Gegenteil - in manchen Städten, die die Demonstranten in den letzten Tagen unter ihre Kontrolle gebracht haben, wird nur ein Gegenangriff von Gaddafi-treuen Kräften erwartet.

Mittagsjournal, 28.02.2011