Die Neudefinition des Wiener Kaffeehauses
"Kaffeehaus-Experiment" im MAK
Der MAK Design Space widmet sich dem "Großen Wiener Kaffeehaus-Experiment" unter der Regie von Gregor Eichinger. Der Wiener Architekt, der das Café Stein in Wien ebenso geplant hat wie das Restaurant Wrenk, das Kunsthallencafe und das Cafe Halle, stellt jetzt die Frage, wie das Wiener Kaffeehaus des 21. Jahrhunderts aussehen soll.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 01.03.2011
Gregor Eichinger im Gespräch mit Kristina Pfoser
Stellungnahmen pro Peter Noever
Von einer "Hexenjagd auf Peter Noever", mit der "politisches Kleingeld" geschlagen werden soll, von einer "Tragödie" und einer "nicht nachvollziehbaren Kampagne" gegen den ehemaligen MAK-Direktor sprechen Solidaritäts-Adressen, die jetzt auf der Website propeternoever.at nachzulesen sind. Die abgegebenen Statements reichen dabei von Erwin Wurm und Oswald Oberhuber bis zu Eva Schlegel, Wolf D. Prix, Klaus Albrecht Schröder und Robert Menasse.
Im MAK selbst wird das Ausstellungsprogramm wie geplant von der interimistischen MAK-Chefin Martina Kandeler-Fritsch fortgesetzt. Und Dienstagabend gibt es gleich eine erste Eröffnung: Der MAK Design Space widmet sich dem "Großen Wiener Kaffeehaus-Experiment" - so der Titel - unter der Regie von Gregor Eichinger. Der Wiener Architekten und Designer, der das Café Stein in Wien ebenso geplant hat wie das Restaurant Wrenk, das Kunsthallencafe oder das Cafe Halle im Museumsquartier, stellt jetzt die Frage wie das Wiener Kaffeehaus des 21. Jahrhunderts aussehen soll.
Mittagsjournal, 01.03.2011
Kaffeehaus-Installation
Einspänner und Thonet-Sessel, Gugelhupf und Zuckerwürfel, Kleiderständer, Teebeutel und Marmortisch ist auf den Etiketten zu lesen - große Medikamentendosen mit Schraubverschluss stehen feinsäuberlich aufgereiht in einer Vitrine. Gleich dahinter: der Eingang zum MAK Design Space. Auch hier: Die Ingredienzien des Wiener Kaffeehauses - diesmal ganz real.
Die junge Designerin Julia Landsiedl hat die Kaffeehausszene beobachtet, fotografiert, die Sammlungen des MAK nach Exponaten zum Thema Kaffeehaus durchforstet und eine Installation geschaffen.
Design-Recherche
"Das ist ein Streifzug durch die Wiener Kaffehäuser", so Landsiedl. "Das soll auch Ansatzpunkte für die Designer liefern. Man kann sich etwas rauspicken und sagen: Hier setze ich an, hier möchte ich gerne etwas entwerfen."
Eine Design-Recherche zum Auftakt des großen Wiener Kaffeehaus-Experiments. Als Regisseur: Der Architekt und Designer Gregor Eichinger. "Die Wiener Kaffeehäuser haben früher die Zukunft generiert, sie haben die neuesten Moden dargestellt, haben die neue Trends aufgenommen, in Einrichtung umgesetzt. Sie waren der Catwalk der Stadt", berichtet Eichinger. "Das ist es nicht mehr. Das Wiener Kaffeehaus hat alle seine Qualitäten behalten, nur diese eine, die mit Design und der Idee von Zukunft zu tun hat, haben sie ein bisschen in den Hintergrund rücken lassen."
Das Kaffeehaus neu definieren
Mit seinem "Großen Wiener Kaffeehaus-Experiment" will Gregor Eichinger das Wiener Kaffeehaus jetzt neu definieren. Am Beginn stand eine erste Recherche, bei der er feststellen musste, "dass das letzte neu gestaltete Kaffeehaus eigentlich das Café Prückel war, von Hertl eingerichtet. Das war in den 1950er Jahren. Seither wurden Kaffeehäuser renoviert oder ein früherer Zustand wurde wiederhergestellt. Aber es gab keinen Schritt mehr, der sich mit zeitgenössischen Architekturen beschäftigt hat."
Und ebendieser Schritt soll jetzt gesetzt werden. Welchen Ansprüchen muss das Kaffeehaus der Zukunft genügen? Antworten auf diese Frage suchen internationale Architekten und Designer wie "raumlaborberlin", Antennadesign aus New York und Andrea Branzi aus Mailand. In Vorträgen und Workshops werden sie in den kommenden Monaten neue Ansätze und Ideen für das Kaffeehaus entwickeln. Ein Kaffeehaus-Modell für das Internet-Zeitalter.
Forderungskatalog wird entwickelt
"Die Kommunikation, die jetzt über Facebook passiert, muss ab und zu einen realen Touchdown haben und diese Kaffeehäuser könnten der Ort dieses Geschehens werden", so Eichinger.
Für dieses Kaffeehaus des 21. Jahrhunderts soll zunächst ein Forderungskatalog entwickelt werden: "Ich möchte, dass man etwas möchte vom Kaffeehaus, dass die Kaffeehäuser wieder bewusste Orte der Kommunikation werden. Selbst Migrationsproblematiken lassen sich hier völlig anders auflösen", betont Eichinger.
Kaffeehaus-Prototyp im MAK
Als Höhepunkt der Versuchsanordnung wird in der Säulenhalle des MAK im Oktober ein Kaffeehaus-Prototyp in Testbetrieb gehen. Am Dienstagabend um 20:00 Uhr startet das "Große Wiener Kaffeehaus-Experiment" im Museum für Angewandte Kunst in Wien.
Textfassung: Rainer Elstner
Service
"Das große Wiener Kaffeehaus-Experiment", MAK, 2. März bis 21. August 2011,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).
MAK
Pro Peter Noever