Guttenberg-Nachfolger gesucht

Schadensbegrenzung nach Rücktritt

Nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird in Berlin jetzt ein Nachfolger gesucht. Noch gibt es keinen klaren Favoriten. Mit seinem Abgang hatte der Minister die Konsequenzen aus der Affäre um seine Doktorarbeit gezogen. Jetzt geht es um die politische Schadensbegrenzung für CDU/CSU und Kanzlerin Angela Merkel.

Morgenjournal, 02.03.2010

"Schummeln lohnt nicht"

Seit dem, wie er sagte, "schwierigsten Schritt" seines Lebens, dem Rücktritt von allen politischen Ämtern, ist Karl-Theodor zu Guttenberg nicht mehr öffentlich aufgetreten. Geplante Wahlkampftermine wurden abgesagt. Umso lauter tönen aber die Stellungnahmen aus vielen Ecken und Enden. Erleichtert reagiert da etwa einer der wichtigsten Vertreter von Bildung und Wissenschaft in Deutschland, Gerhard Teufel von der Studienstiftung des deutschen Volkes: "Es zeigt, dass es in der Wissenschaft nicht lohnt, zu betrügen oder zu schummeln. Prämiert werden jene, die ehrlich sich um wissenschaftlichen Fortschritt kümmern."

Opposition höhnt

Ein Aufstand aus der Wissenschaft hatte wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Abgang des Verteidigungsministers beschleunigte. Zu Zehntausenden hatten Akademiker und Studenten dagegen protestiert, Abschreiben als Kavaliersdelikt darzustellen - ein Vorwurf , der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ereilte, die letzte Woche gemeint hatte, sie hätte keinen Forscher, sondern einen Politiker für das Ministeramt gesucht. Dieses Statement hält ihr jetzt die Opposition genüsslich unter die Nase. Gregor Gysi von der Linkspartei: "Die Bundeskanzlerin hat schweren Schaden angerichtet, indem sie erklärt hat, dass Fehlverhalten in der Wissenschaft überhaupt nichts bedeutet für Politik." - Jürgen Trittin von den Grünen: "Sie hat wirklich Basistugenden, Grundwerte der Union zur Disposition gestellt." Und Sigmar Gabriel von der SPD: "Angela Merkel hat einen großen Fehler gemacht, ihn zu drängen im Amt zu bleiben."

Merkel wehrt sich

Die Bundekanzlerin reagierte am Abend bei einem Wahlkampfauftritt erkennbar gereizt: "Wir müssen uns von niemandem erklären lassen, was Anstand und was Ehre in unserer Gesellschaft sind, nicht von Trittin, nicht von Herrn Gysi und schon gar nicht von Sigmar Gabriel, meine Damen und Herren." Mit Schaden und Spott wird die Kanzlerin leben müssen, genauso wie als der jetzt um die Last aller Ämter und den Doktortitel erleichterte Freiherr zu Guttenberg.

Stimmung hat sich gedreht

Karl-Theodor zu Guttenberg war noch in den vergangenen Tagen einer der beliebtesten Politiker Deutschlands, doch jetzt ist sein Rücktritt vor die meisten nachvollziehbar und eine logische Folge seiner Handlungen. Maria Seifert hat sich in Berlin umgehört.