Verteidigungsminister legt Ämter zurück

Guttenberg tritt zurück

Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat am Dienstag seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern bekanntgegeben. Der CSU-Politiker stand wegen der Vorwürfe, seine Doktorarbeit zu großen Teilen abgeschrieben zu haben, seit knapp zwei Wochen in Kritik.

Abendjournal, 01.03.2011

Merkel äußert Respekt, die Oppostion Häme,

Mittagsjournal, 01.03.2011

Merkel informiert

Er wolle damit "politischen Schaden" abwenden, sagte Guttenberg in Berlin. Es sei "der schmerzlichste Schritt seines Lebens". Er habe Kanzlerin Angela Merkel über seine Entscheidung bereits informiert.

"Habe um meine Entlassung gebeten"

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg

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Druck wurde zu groß

Entscheidend war, dass Guttenberg die Unterstützung der deutschen Bildungseliten verloren hat. Das wurde deutlich, als geradezu waschkörbeweise Post von Wissenschaftlern und Doktoranden ins Kanzleramt getragen wurde. In den Briefen wurde Guttenberg ein Mangel an Ethik und ein Mangel an Gefühl für wissenschaftliches Benehmen vorgeworfen. Zudem wurde der Aufruf an die Bundeskanzlerin direkt laut, dass sie den Minister in diesem Fall nicht unterstützen könne. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte, sie schäme sich für ihn. Bundestagspräsident Norbert Lammert wurde mit der Aussage zitiert, der Fall sei "ein Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie". Und Guttenbergs Doktorvater, der bis zuletzt zu ihm hielt, hat sich auch distanziert. Ein weiterer Professor seiner Universität Bayreuth hat ihn ganz offen einen Betrüger genannt.

Analyse von ORF-Korrespondent Peter Fritz

im Mittagsjournal-Gespräch am 01.03.2011 mit Andrea Maiwald

Schaden für Merkel?

Die Affäre färbt auch ein wenig auf Kanzlerin Angela Merkel ab. Denn die studierte Physikern Merkel hatte zwar Verständnis für die Empörung des Wissenschaftsbetriebs über die Plagiatsaffäre geäußert, bis zuletzt aber an Guttenberg festgehalten - mit dem Argument, sie habe ihn nicht als Wissenschaftler engagiert, sondern als Politiker. Mit dem Rücktritt Guttenbergs dürfte Merkel aber gerade noch die Kurve gekriegt haben - rechtzeitig vor wichtigen Landtagswahlen wie am 27.3. in Baden-Württemberg.

Ein Konkurrent weniger

Kanzlerin Merkel verliert mit Guttenberg zwar einen Politstar in einer nicht allzu beliebten Regierungsriege, aber sie wird damit auch einen Konkurrenten los. Denn Guttenberg wurde auch schon ziemlich offen als Kanzlerhoffnung genannt. Es wird nun auch darauf ankommen, wie schnell die Kanzlerin eine Regierungsumbildung über die Bühne bringt. Als Nachfolger für Guttenberg an der Spitze des Verteidigungsministeriums wurde in den Medien Verkehrsminister Peter Ramsauer genannt, der wie Guttenberg CSU-Mitglied ist. In einem Bericht hieß es, Unions-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder könnte ins Kabinett wechseln.