Internet-Initiative gibt Listen im Kanzleramt ab
20.000 Unterschriften gegen Guttenberg
In der Plagiatsaffäre rund um den deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kehrt keine Ruhe ein - im Gegenteil: seit dem Wochenende melden sich immer mehr Kritiker auch aus der Regierungskoalition zu Wort und ein von Doktoranden verfasster Protestbrief an Kanzlerin Merkel wurde bereits von mehr als 20.000 Bürgern unterzeichnet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal 28.02.2011
Bevölkerung anfangs hinter dem Minister
Noch Ende vergangener Woche hatte es so ausgesehen, als ob der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Skandal rund um seine zu weiten Teilen abgeschriebene Doktorarbeit politisch überleben würde. In Umfragen meinten mehr als 70 Prozent der Deutschen, der Minister solle im Amt bleiben und Kanzlerin Angela Merkel hatte sich hinter zu Guttenberg gestellt.
Kritik aus der Regierungskoalition
Das Verhalten des Verteidigungsministers wird nun aber auch zunehmend in den Reihen der schwarz-gelben-Regierungskoalition kritisiert. Forschungsministerin Anette Schavan von der CDU etwa schämt sich in der Süddeutschen Zeitung heute wörtlich nicht nur heimlich. Für sie ist die Plagiatsaffäre demnach keine Lappalie.
Heftige Kritik von CDU-Politikern
Bundestagspräsident Norbert Lammert hat sich in den vergangenen Tagen immer wieder kritisch zur gefälschten Doktorarbeit geäußert und die Vorkommnisse als Sargnagel für das Vertrauen in die Demokratie bezeichnet. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, ebenfalls CDU, zweifelt daran, dass zu Guttenberg die Affäre auf Dauer unbeschadet überstehen kann und in der FDP wird ein Rückzug Guttenbergs ins Spiel gebracht.
20.000 Menschen unterzeichnen Protestbrief
Der Forschungspolitische Sprecher Martin Neumann hat große Zweifel an Guttenbergs Erklärung geäußert, er habe lediglich den Überblick über seine Quellen verloren und diese Zweifel teilen neben der Opposition auch viele Wissenschaftler. In einem inzwischen von mehr als 20.000 Menschen unterzeichneten Protestbrief an Angela Merkel ist von Verhöhnung aller wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktoranden die Rede.
Wissenschaftler: "er ist ein Betrüger"
Deutliche Worte findet auch Oliver Lepsius, der Nachfolger des Doktorvaters zu Guttenbergs an der Universität Bayreuth: "Er ist ein Betrüger. Wir sind einsetzt im Kreise der Kollegen. Mit einer solchen Dreistigkeit hat niemand gerechnet und keiner kann sich an einen vergleichbaren Fall erinnern."
Schicksal des Verteidigungsministers unsicher
Karl-Theodor zu Guttenberg bestreitet, bewusst abgeschrieben zu haben. Genau an der Frage der Vorsätzlichkeit könnte sich das Schicksal des Verteidigungsministers nun entscheiden.