Dänischer Film "Eine Familie"

Bittere Entscheidungen

"Eine Familie" heißt der neue Film der dänischen Regisseurin Pernille Fischer Christensen, die 2006 für ihren Film "Eine Soap" bei der Berlinale mit dem großen Preis der Jury, sowie dem Preis für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet worden ist.

Im Zentrum des Films steht die Bäckerfamilie Rheinwald, Hoflieferant des dänischen Königshauses, die vor einem Generationenwechsel steht. Doch die Tochter hat andere Pläne, und so wird der Film zum Entscheidungsdrama zwischen Selbstverwirklichung und verpflichtender Tradition.

Kultur aktuell, 03.03.2011

Ditte Rheinwald bekommt einen Anruf aus New York, ihr wird ein Job als Kunsteinkäuferin für eine große Galerie angeboten. Ihr Vater Rikard erhält eine Glückwunschkarte von der dänischen Königin, der Krebs ist besiegt. Doch auf die guten Nachrichten folgen in "Eine Familie" schnell die schlechten. Rikard Rheinwald erkrankt wieder, diesmal ohne Aussicht auf Heilung.

Harte Zeiten

Regisseurin Pernille Fischer Christensen stellt nach einem heiteren Beginn vor allem die sauren Zeiten in den Mittelpunkt. Sie habe einen Raum schaffen wollen, der anfangs eine positive Grundstimmung vermittelt, und der so am Ende den Verlust stärker spürbar macht, so Christensen.

Die neuerliche Erkrankung des Vaters bringt sodann den zweiten zentralen Konflikt von "Eine Familie" ins Rollen. Denn der Vater will, dass Ditte die Bäckerei weiterführt. Zuvor hatte Ditte wegen des Jobangebots aus New York abgetrieben, nun soll sie eben dieses Angebot ausschlagen, um die Familientradition weiterzuführen.

Ihr Freund Peter, ein Künstler, hat sich inzwischen schon ein Atelier in der amerikanischen Metropole organisiert und die Beziehungskrise ist vorprogrammiert. Ditte muss sich entscheiden: Den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen, oder mit Peter nach New York ziehen. Traumberuf und Selbstverwirklichung oder Fortsetzung der 300 Jahre alten Familientradition der Rheinwalds.

So ist das Leben

Der Druck des Vaters scheint die junge Galeristin zu erdrücken, ihre Entscheidungen scheinen immer die falschen zu sein, und die positive Stimmung aus den ersten Minuten des Films ist längst vergessen. So sei das Leben, sagt Regisseurin Christensen, man muss sich entscheiden, und dabei mit seinen Entscheidungen leben.

Jesper Christensen, bekannt etwa aus Filmen wie "Die Dolmetscherin", "Italienisch für Anfänger" oder dem James-Bond-Film "Ein Quantum Trost" brilliert in "Eine Familie" als kranker Vater. Doch trotz einer insgesamt überzeugenden Schauspielleistung schafft es dieser Film nur in Ansätzen, einen Identifikationsraum für den Zuschauer zu schaffen. Pernille Fischer Christensen konfrontiert das Publikum mit dem erdrückenden Schicksal der Figuren. Sie begleitet die Familie bis ans Sterbebett des Vaters, und gibt intime Einblicke in die individuellen Konflikte der Protagonisten, schafft dabei aber kaum emotionale Anknüpfungspunkte. Weshalb die Rheinwalds letztlich, für den Zuschauer, eine fremde Familie bleiben.

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