Wikileaks-Zulieferer weiter in Haft

Neue Anklagepunkte gegen Manning

Der 23-jährige Gefreite Bradley Manning soll ein brisantes Video an Wikileaks weitergeleitet haben, das einen brutalen, tödlichen Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak zeigt. Seit Monaten sitzt er dafür in Untersuchungshaft. Jetzt weitet das US-Militär die Vorwürfe auf 22 weitere Anklagepunkte aus. Theoretisch droht ihm die Todesstrafe.

Mittagsjournal, 03.03.2011

Anklage erweitert

Bradley Manning soll ein Video an WikiLeaks weitergeleitet haben, in dem man sieht und hört, wie amerikanische Hubschrauber auf unbewaffnete Zivilisten schießen. Nach der Veröffentlichung durch Wikileaks verhaften die amerikanischen Behörden Bradley Manning, und ermitteln sieben Monate lang weiter. Jetzt wurden 22 weitere Anklagepunkte angeführt. Der Schwerwiegendste darunter ist: Manning habe sich rechtswidrig geheime Dokumente mit dem Ziel beschafft, sie im Internet zu veröffentlichen. Und das im Wissen, dass die Informationen auch vom Feind eingesehen werden können. Das sei Kollaboration mit dem Feind und drauf steht in den USA die Todesstrafe.

"Unmenschliche" Haftbedingungen

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der amerikanischen Regierung "unmenschliche Behandlung" Mannings vor. Obwohl er nicht verurteilt sei, werde er inhumanen Haftbedingungen ausgesetzt. Er sitzt seit Monaten in Einzelhaft, darf kaum schlafen und keinen Sport betreiben. Unter den wenigen, die Manning im Gefängnis besuchen dürfen, ist sein langjähriger Freund, David House: "Ich glaube dass seine Haftbedingungen wirklich unmenschlich sind. Sie beginnen auf seine Psyche und seinen Körper zu wirken."

Verbindung zu Assange?

Das Pentagon weist die Vorwürfe strikt zurück. Manning werde nicht anders behandelt, als alle anderen Häftlinge. Doch die Kritiker bohren weiter. Die Behörden versuchen anscheinend eine Verbindung zwischen Wikileaks-Gründer Julian Assange und Brian Manning herzustellen. Julian Assange weist das zurück, es gäbe keine Verbindung. Doch auch er ist über die Haftbedingungen Mannings empört: "Es ist ein junger Mann, der darin verwickelt wurde und jetzt sechs Monate in Einzelhaft sitzt. Unter Bedingungen, die viel schlimmer sind als die, unter denen ich in Haft war."

Mannings Strafe

Zwar wurde offiziell noch kein Auslieferungsantrag für Assange gestellt, doch Beobachter sind sich einig: Sollte Manning zugeben, die Dokumente an Assange ausgehändigt zu haben, oder auf dessen Geheiß gehandelt haben, dann wäre für die amerikanischen Behörden der Auslieferungsantrag für den Wikileaks-Gründer Assange viel einfacher zu formulieren. Das Pentagon bleibt hart. Zwar werde man nicht die Todesstrafe fordern, doch man müsse alle Verbrechen von Bradley Manning auflisten.

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