Spiel mit dem Feuer in "Last Night"

Hat er oder hat er nicht?

Ein Traumpaar mit einer Traumwohnung in einer traumhaft durchgestylten Welt. "Last Night" startet als Bilderbuch Hollywoodromanze rund um die Modejournalistin Joanna und den erfolgreichen Geschäftsmann Michael.

Glücklicherweise nimmt Regisseurin Massy Tadjedin diese schöne heile Welt nur als Ausgangspunkt für ein Beziehungsdrama, das bald zu einem Spiel aus Versuchung und Eifersucht, Liebe und Misstrauen wird. Auf einer Firmenfeier sieht Joanna ihren Mann gemeinsam mit seiner attraktiven Kollegin Laura, gespielt von Eva Mendes. Und in einem Anfall von Eifersucht reimt sich Joanna das Ihre zusammen, und vermutet eine Affäre hinter den Zärtlichkeiten auf dem Balkon.

Versuchte Verführungen

Wie der Zufall will, brechen Michael und Laura bald darauf zu einer gemeinsamen Geschäftsreise auf. Misstrauisch wird Joanna in New York zurückgelassen, wo sie aber unverhofft ihrem französischen Ex-Lover über den Weg läuft. Nun beginnt das Spiel der versuchten Verführungen: Michael und Laura in Philadelphia, Joanna mit Alex in New York.

Sowohl Laura als auch Alex sind in ihren Annäherungsversuchen unnachgiebig und beginnen so einen Tanz um die große Frage, wer mit wem oder etwa doch nicht? Regisseurin Tadjedin, ist es um diese Entscheidungen gegangen, und die Schwierigkeiten und Fragen, die sie mit sich bringen.

"Last Night" wird dabei aber nie berechnend peinlich oder albern, sondern bleibt auch dank der Schauspielleistung von Keira Nigthley und Sam Worthington, sowie Eva Mendes als Laura und Guillaume Canet als Alex, durchwegs authentisch. Geschickt werden die zwei parallel laufenden Handlungsstränge ineinander montiert – und die jeweiligen Konflikte in pointierten Dialogen herausgearbeitet. Joanna wird dabei immer wieder durch einen Bekannten von Alex herausfordernd zur Rede gestellt, der die Fragen, die sich auch der Zuschauer stellen mag, auf der Leinwand vorwegnimmt.

Für ein breites Publikum

Dabei wirken leider die typischen Hollywoodregister etwas fadisierend, die Tadjedin bedient, wenn sie etwa zu seichtem Pop New York bei Nacht in Hochglanzbildern kadriert, oder Eva Mendes und Sam Worthington in Unterwäsche in den Pool schickt, und so wohl die Altersfreigabe nach unten drückt.

Am Ende stellt sich die Frage, was schlimmer ist: Sex mit einer Frau, für die man eigentlich nichts empfindet, oder eine Nacht in den Armen des Ex-Freundes - ohne Sex, aber dafür mit viel Intimität und Zutraulichkeit? "Last Night" ist ein durchwegs intelligent gebautes Beziehungsdrama, das dem Zuschauer letztlich aber größere Konflikte erspart, und so für ein möglichst breites Kinopublikum leicht verdaulich bleibt.

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