Arbeitsmigrantinnen in europäischen Haushalten

Polnische Perlen und andere Illegale

Im Kontext der Globalisierung werden immer mehr Migrantinnen als Haushaltshilfen beschäftigt. Die Frauen lassen ihre Familien in den Heimatländern zurück, um auswärts deren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch die Rahmenbedingungen dieser Beschäftigung sind sehr oft prekär.

Ohne entsprechenden Arbeitsvertrag sind die Migrantinnen rechtlich schutzlos und werden oft gnadenlos ausgebeutet. Ein Gespräch mit der schwedischen Politikwissenschaftlerin Andrea Spehar.

Haus.Frau

Putzen, Kochen, Waschen und Bügeln, aber auch Kinderbetreuung und Altenpflege sind nach wie vor Tätigkeiten, die die Gesellschaft den Frauen zuordnet. Diese Punzierung trifft auch Migrantinnen, die diese Arbeit gegen niedrige Bezahlung übernehmen. Andrea Spehar ist Politikwissenschaftlerin an der Universität Göteborg und beschäftigt sich mit der Situation weiblicher ausländischer Arbeitskräfte in europäischen Haushalten. Sie sieht die Hausarbeit in Europa klar als weibliche Tätigkeit abgestempelt: "Die Wirtschaft hat sich so entwickelt, dass bestimmte Bereiche einfach auf Frauen zugeschnitten sind. Hausarbeit ist eine besonders geschlechtsbezogene Tätigkeit. Männer brauchen gar nicht einmal daran zu denken, eine Beschäftigung im Haushalt zu finden. Es würde sie auch niemand engagieren. Europäische Familien wünschen sich dafür nur Frauen, da sie annehmen, dass die die Hausarbeit besser erledigen, weil sie das von ihren Herkunftsländern her gewohnt sind. Und das stimmt ja auch. Gerade außerhalb Europas gibt es kaum Männer, die sich um Haushalt und Pflege kümmern."

Millionen sind betroffen

In den letzten Jahrzehnten kamen Frauen vor allem deshalb, weil sie ihren Ehemännern an deren neuen Arbeitsplatz folgten. Besonders die Umwälzungen in Ost- und Mitteleuropa nach 1989 haben dazu geführt, dass sich Frauen im Ausland neue Jobs suchen mussten, um ihre Familien zu Hause finanziell unterstützen zu können. Arbeit finden sie vor allem als Putzfrauen und Kindermädchen, weil sie billig und flexibel sind. Andrea Spehar beobachtet die Entwicklung auf dem europäischen Arbeitsmarkt mit Sorge:

"Am meisten diskriminiert werden wenig qualifizierte Migrantinnen und Migranten am europäischen Arbeitsmarkt, besonders die, die keine Aufenthaltsgenehmigung haben. Laut aktuellen Schätzungen befinden sich in Europa vier bis acht Millionen illegale Migrantinnen und Migranten. Und viele davon arbeiten im informellen Bereich. In den europäischen Wirtschaftssystemen gibt es zahlreiche strukturelle Probleme. Und das stellt auch eine wichtige Aufgabe für die Zukunft der Europäischen Union dar. Wie können wir Strategien finden, die den verschiedenen Gruppen gerecht werden?"

Andrea Spehar ist Politikwissenschaftlerin und Mitautorin einer Studie zur Arbeitsmigration von Frauen im Kontext der Globalisierung. Sie arbeitet derzeit an der Entwicklung von Strategien zur gesetzlichen Regulierung von Migrantinnen in der Hausarbeit in Schweden. Ihr geht es darum, die betroffenen Frauen aus der Illegalität zu holen, ihnen Zugang zu Sozialleistungen wie Krankenversicherung, Karenzgeld und Pensionen zu geben. Dazu müsse als erster Schritt der Wert der Hausarbeit in der öffentlichen Wahrnehmung erhöht werden.

Text: Kristina Singer