Libyscher Manager weist Vorwürfe zurück
"Habe mit Gaddafi-Geld nichts zu tun"
Der libysche Topmanager Mustafa Zarti, dessen Konten von der Nationalbank gesperrt wurden, weist alle Vorwürfe zurück. Weder versuche er, angeblich von der Familie Gaddafi investierte Milliardengelder in Österreich in Sicherheit zu bringen, noch besitze er selbst ein Vermögen. Er habe nichts mit Gaddafi-Geldern zu tun, sagt Zarti im Ö1-Interview.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 05.03.2010
"Ein Fonds wie viele andere"
Zum Interview ins ORF-Funkhaus in Wien kommt Mustapha Zarti in Pulli und Schirmkappe, unrasiert, sportlich. Ähnlich wie Anwälte in einem laufenden Verfahren begleiten ihn zwei österreichische PR-Herren, die auf Zeit und Inhalt seiner Interviews achten. Dass er eine Art Verwalter von kolportierten 20 Milliarden Euro Gaddafi-Vermögen in Österreich sein soll, bestreitet der 40-Jährige vehement; es gebe ein solches Vermögen in Österreich seines Wissens auch gar nicht. Seine einzige Funktion sei die des Vizevorsitzenden des "transparenten, hoch bewerteten Libyschen Staatsfonds" gewesen, "ein Fonds wie viele andere". Der Fonds solle dereinst, sollten Öl und Gas einmal erschöpft sein, dem libyschen Volk ein Einkommen sichern. 65 Milliarden Dollar sei der Fonds wert.
Konten eingefroren
Mustafa Zarti, seit fünf Jahren auch Inhaber eines österreichischen Passes, war bis vor kurzem Vizegeschäftsführer des libyschen Staatsfonds "Libyan Investment Authority - LIA". Vier Tage nach dem Beginn der Revolte am 17. Februar hat der Topmanager sein Land in Richtung Österreich verlassen und von dort seinen hohen Posten gekündigt. Um Vorwürfe zu prüfen, dass Zarti gekommen sein könnte, um Gelder des Gaddafi-Clans zu verschieben, hat die Oesterreichische Nationalbank alle Vermögenswerte des - so die Beschreibung in der Verordnung - "engen Vertrauten des Regimes in Libyen" einfrieren lassen und alle Rechtsgeschäfte mit ihm untersagt.
Warum hat er gekündigt?
Es treffe zu, dass er beim Tankstellenkonzern Tamoil Vorstandsmitglied sei, auch Vizevorsitzender einer Bank in Bahrain und Chef des Thunfisch-Fangs vor der lybischen Küste, sagt Mustapha Zarti: "Das habe ich schon lange, ich mag das Unternehmen und habe es irgendwie großgezogen." Ein großer Fisch sei er deshalb noch lange nicht, nur ein normaler Angestellter in hohen Positionen. - Und warum hat er beim Staatsfonds gekündigt? Mustapha Zarti: "Ist das eine gesunde Umgebung, um zu arbeiten? Der Job bedeutet eine riesige Verantwortung für das libysche Volk, unter diesen Umständen kann ich nicht." Was er genau meint, will Mustapha Zarti an dieser Stelle nicht weiter ausführen.
Freund von Gaddafi-Sohn
Was in Libyen geschehe, sei nicht lustig, er liebe das Land und sei gegen das gegenseitige Morden, er wolle Frieden. Wirtschaft, freier Markt - daran glaube er. Muammar Gaddafi sei er noch nie in seinem Leben begegnet, nur mit dessen Sohn Saif Al-Islam sei er befreundet, der ein demokratischer Mensch mit fantastischen Visionen für Libyen sei. Das wisse auch Österreich, wo sie viel gemeinsame Zeit verbracht hätten. Seit er Libyen vor zehn Tagen verlassen hat, sei er nicht mit Saif und niemandem in Libyen Kontakt.
"Bin keine politische Person"
Und steht er nach wie vor loyal zur Gaddafi-Familie? Zarti: "Was verstehen Sie unter 'loyal'?" Er sei weder mit ihr noch gegen sie, er sei keine politische Person. Zum Regime in Libyen, wie stark es derzeit ist, ob Sanktionen und Kontensperren es treffen, über welche Ressourcen und Loyalitäten es verfügt - keine dieser Fragen will Zarti beantworten. Er rede nur, worüber er Bescheid wisse. Nun mache er erst einmal Pause, mit Familie. Nach Libyen werde er zurückkehren, wenn die Zeit gekommen ist.
Unübersichtliche Lage in Libyen
Truppen von Diktator Muammar Gaddafi und Aufständische liefern einander weiterhin schwere Kämpfe. Gaddafi versucht mit aller Macht, von Aufständischen übernommene Städte zurückzuerobern. Oft reklamieren beide Seiten die Kontrolle der Städte für sich. Tote und Verletzte gibt es viele, über die genaue Zahl sind keine Angaben zu erhalten. Allein in der Stadt Al-Zawiya bei Tripolis sollen nach Berichten des Nachrichtensenders Al-Jazeera am Freitag mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen sein.
Lage in Libyen
Morgenjournal, 05.03.2010