Studie stellt keine Verbesserung fest

"Blutverschwendung" in Spitälern

In manchen Spitälern Österreichs wird noch immer zu großzügig mit Blutkonserven umgegangen. In einer aktuellen Studie zeigt sich, dass viele Transfusionen vermeidbar wären, wenn man sich in den Spitälern an Empfehlungen und Vorgaben halten würde, die es schon gibt - nach einer ähnlichen Studie vor einigen Jahren.

Morgenjournal, 07.03.2011

50 Prozent vermeidbar

Es geht nicht um Notfälle, sondern um länger geplante Operationen wie Knie-, Hüft- und Bypass-Operationen. Durch eine entsprechende Therapie vor der Operation wären viele Transfusionen nicht notwendig, das werde in einigen wenigen Krankenhäusern deutlich, sagt der Projektleiter der Studie, Johann Kurz vom Gesundheitsministerium. Wenn alle Krankenhäuser so agieren würden, könnte man 50 Prozent der Blutkonserven sparen, so Kurz. Das heißt, jede zweite Blutkonserve müsste nicht verabreicht werden, wenn die Patienten auf die Operation vorbereitet und ihre Anämie, also ihre Blutarmut, vorher behandelt würde. Das betreffe rund 20 Prozent der Patienten, rechnet Kurz vor.

Empfehlungen wirkungslos

Diese Zusammenhänge habe bereits eine Studie von einigen Jahren aufgezeigt und das werde auch jetzt wieder bestätigt, sagt Johann Kurz. Doch trotz entsprechender Empfehlungen halten sich viele der neuerlich überprüften Krankenhäuser nicht daran. "Die Spitäler haben sich zwar verbessert, aber nicht wie ich mir das gewünscht und erwartet hätte."

Vorgaben für Spitäler

In einem Spital wurde bei den drei untersuchten Operationen besonders oft Blut transfundiert - bei bis zu 70 Prozent der Patienten. Um welche Spitäler es sich dabei handelt, wird nicht bekannt gegeben. Nun sollen aber in den Krankenhäusern Standards und Maßnahmen erarbeitet werden - als "Benchmark", nach der sich alle richten können.

Vorteile für die Patienten

Bluttransfusionen retten zwar oftmals Leben, aber es erhöht sich dadurch auch das Risiko für die Patienten. Eine Risiko das, bei einem sorgsameren Umgang mit Blutkonserven vermeidbar wäre, sagt Johann Kurz vom Gesundheitsministerium: Patienten ohne Bluttransfusionen seien kürzer im Krankenhaus, ihre Sterblichkeits- und Erkrankungsrate sei geringer.

Rotes Kreuz weist Kritik zurück

Kritik an der Studie kommt vom Roten Kreuz, bei dem der größte Teil des Blutes gespendet wird. Eva Menichetti, medizinische Leiterin der Blutspende-Zentrale in Wien kritisiert die Methode der Studie. Und sie weist den Vorwurf zurück, mit Blutkonserven seien gute Geschäfte zu machen.

Mittagsjournal, 07.03.2011

Rotes Kreuz kritisiert Methoden der Studie,

Stöger: Genaue Untersuchung

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) fordert jetzt eine genaue Untersuchung des Verbrauches von Bluttransfusionen in allen Krankenhäusern. Es sei notwendig, hier klar hinzusehen, sagt Stöger, es gehe um das Wohl der Patienten und um die Kosten. Die Studie über die starken Unterschiede beim Verbrauch von Bluttransfusionen für Operationen wurde vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben.

Mittagsjournal, 07.03.2011

Minister Stöger verlangt Untersuchungen, ORF Radio

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