Österreich im EU-Vergleich schlecht

Kinder als Karrierebremse für Frauen

Je besser die Kinderbetreuung, desto eher bleiben Frauen im Berufsleben, wie eine aktuelle Studie des europäischen Statistikamts Eurostat belegt. In EU-Ländern mit guter Kinderbetreuung steigt demnach die Zahl von Frauen im Berufsleben sogar. Hingegen sinkt die Beschäftigungsquote der Österreicherinnen, sobald sie Mutter werden.

Morgenjournal, 07.03.2011

Kinder positiv für Berufslaufbahn

Mama und Karrierefrau ist in einigen EU-Ländern kein Widerspruch. Für Belgierinnen und Sloweninnen wirkt sich das Kind sogar positiv auf ihr Berufsleben aus, darauf ließe zumindest die Studie von Eurostat schließen. Denn in diesen beiden Ländern steigt die Beschäftigungsquote der Frauen ab dem ersten Kind. Noch deutlicher ist es dann bei zwei Kindern: In Belgien und in Slowenien sind wesentlich mehr zweifache Mütter im Berufsleben als kinderlose Frauen. In Slowenien liegt der Unterschied gar bei zehn Prozent. Offenbar keinerlei Auswirkungen auf das Berufsleben von Frauen haben Kinder in Frankreich. Es gibt keine merkliche Veränderung bei der Beschäftigungsquote. 78 Prozent der Französinnen arbeiten, ob sie nun keines, eines oder zwei Kinder haben.

Betreuung von Kleinkindern

Ein entscheidender Grund ist, dass in diesen Ländern viele Kleinkinder in öffentlicher Betreuung sind. In Belgien ist fast jedes zweite Kleinkind in einer öffentlichen Kinderkrippe oder im Kindergarten. In Österreich ist nur jedes sechste Kind unter drei Jahren in solchen Einrichtungen untergebracht. Das spiegelt sich dann auch in der Beschäftigungsquote der Österreicherinnen wider. Zwar sind grundsätzlich 82 Prozent der Frauen berufstätig, ein hoher Wert in Europa, aber mit dem Kindersegen sinkt ihr Anteil im Berufsleben.

Zwei große Ausnahmen

Eklatante Ausreißer sind bei diesem EU-Vergleich übrigens Tschechien und Malta: Nur gut ein Drittel aller zweifachen Mütter bleiben in Malta im Berufsleben. Auch in Tschechien, wo vergleichsweise viele Frauen arbeiten, mehr als in Österreich, sackt der Anteil der Arbeitnehmerinnen ab, sobald sie zwei Kinder haben. Ein Grund sind fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen. Nur zwei Prozent der Kleinkinder sind in Tschechien in Krippen.

Keine Berufshürde für Männer

Bei Europas Männern übrigens bedeutet der Kindersegen nirgendwo einen Karriereknick. Je mehr Kinder, desto höher ist bei den Vätern die Beschäftigungsquote. Was man bei dieser Studie allerdings anmerken muss, ist, dass die Eurostat-Zahlen nichts über die Qualität der Berufe aussagen. Teilzeitjobs fließen ebenso in die Beschäftigungsquote, wie topbezahlte Führungsposten.

AMS: Baby-Pause als Verdienstkiller

Zahlreiche Projekte finden im Rahmen des Weltfrauentages statt. Das österreichische Arbeitsmarktservice hat auf die anhaltende Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt hingewiesen. Frauen haben es demnach noch immer schwerer: Vor allem weil sie weniger verdienen als Männer. Ein Grund dafür ist laut AMS die Baby-Pause.

Mittagsjournal, 07.03.2011

Link

AMS