"Iren und Griechen müssen sich anstrengen"
Nowotny für weitere Hilfen
Europa steht vor der Entscheidung über ein umfassendes Konzept gegen die Schuldenkrise. Ziel ist es, die Krisenbeständigkeit der Währungsunion zu sichern. Zusätzlich könnte es auch Erleichterungen für jene Länder geben, die schon Hilfe bekommen, wie Griechenland und Irland, meint der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, im Ö1 Morgenjournal.
8. April 2017, 21:58
"An Schrauben drehen"
Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, im Morgenjournal-Gespräch am 09.03.2011 mit Barbara Krommer
Weitere kleine Hilfen für Iren und Griechen
Nowotny kann sich vorstellen, dass die Zinsen für die Hilfsgelder an Irland und Griechenland gesenkt werden, allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Dazu zähle, dass sich diese Staaten wirklich anstrengen und dass es zu strukturellen Änderungen kommt, damit diese Probleme in zwei Jahren nicht noch einmal auftreten. "Dann kann es Sinn haben, an einzelnen Schrauben zu drehen." Es sei zu überlegen, wie man das Programm so gestalten kann, dass es möglichst sicher zu einem Erfolg führt. Wenn die Bedingungen aber nicht vorhanden sind, gebe es laut Nowotny keinen Grund etwas zu ändern.
Falsche Zeichen
Nowotny mahnt ein, dass in den vergangen Jahren das Risiko unterschätzt wurde. Es sei nicht das richtige Signal gewesen, dass die Zinsen für Griechenland fast so tief waren, wie für deutsche Anleihen. Für Nowotny ist diese Botschaft ist besonders wichtig: "Es gibt unterschiedliches Risiko, das muss sich auch in den Zinsen und in den Preisen auswirken."
Ziel gemeinsame Wirtschaftsregierung
Die Notenbanken würden es begrüßen, wenn der geplante Pakt der Euro-Länder für mehr Wettbewerbsfähigkeit, um den Euro zu schützen, tatsächlich kommt. Denn für Nowotny sind die Ungleichgewichte in der Wettbewerbsfähigkeit Auslöser für die Ungleichgewichte im Finanzbereich. Ausgleichen könne man diese mit Koordinierung bei der Steuer-, Lohn-, Technologie- und der Fiskalpolitik, die die Grenzen der öffentlichen Verschuldung betrifft. Bis die europäische Wirtschaftspolitik wirklich eng abgestimmt greifen wird, wird es noch dauern. Aber: "Das sind alles Schritte in Richtung einer gemeinsamen EU-Wirtschaftsregierung. Es geht darum, diese Koordinierung schon frühzeitig zu beginnen, solange noch etwas geändert werden kann", sagt Nowotny.
Europäischer Karriereaufstieg?
Gerüchte, dass er als Nachfolger von Jean-Claude Trichet als EZB-Chef gehandelt werde, widerlegt der Gouverneur der Österreichischen Notenbank. Dafür stehe er aus persönlichen Gründen nicht zur Verfügung, sagt Nowotny.