40 weitere Atomkraftwerke geplant
China hält an Atomkraft fest
China will trotz der Atomkatastrophe in Japan weiter Atomkraftwerke ausbauen. Der Fünfjahres-Entwicklungsplan sieht vor, dass in den kommenden fünf Jahren mit dem Bau von rund 40 weiteren Reaktoren begonnen werden soll. Einzige Konsequenz: Man will mehr auf die Sicherheit der Atommeiler achten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.03.2011
Bis 2015 sollen 40 neue AKW gebaut werden
Das nukleare Drama in Japan findet keine Erwähnung; zumindest nicht in der Rede von Chinas Premierminister Wen Jiabao zum Abschluss des diesjährigen Volkskongresses. Und das, obwohl man dort immerhin das ehrgeizigste atomare Entwicklungsprogramm der Gegenwart beschlossen hat. 13 Atomreaktoren sind in China in Betrieb, 25 im Bau, bis 2015 soll mit dem Bau von 40 weiteren begonnen werden. Für 70 Meiler wurden bereits konkrete Vorschläge eingereicht. Dabei steckt die Kernkraft hierzulande gerade erst am Anfang.
Atomkraftwerke in der Nähe von Millionenstädten
Derzeit wird nur rund ein Prozent des chinesischen Strombedarfs aus der Produktion von Kernkraftwerken gedeckt. Die offizielle Politik zu hinterfragen, das ist unerwünscht. Doch so mancher Lokalpolitiker gibt sich trotzdem nachdenklich: So wird etwa ein Delegierter zum Volkskongress mit den Worten zitiert, man sollte doch auf jeden Fall zuerst an die Sicherheit denken, dann erst an den wirtschaftlichen Nutzen der Atomkraft. Und manche wollen überhaupt auch eine Parallele zu Japan erkennen. Denn auch China baut seine Atomkraftwerke durchaus in der Umgebung von Millionenstädten. So liegt etwa das Atomkraftwerk von Dafan in der Provinz Hubei nur rund 100 Kilometer entfernt von der Millionenmetropole Wuhan. Ein weiterer Meiler befindet sich in unmittelbarer Nähe der 12-Millionenstadt Shenzhen und damit auch von Hongkong.
Diskussion über den Sinn von Atomkraft
Die Leitartikel in Chinas Presse geben dieser Tage jedenfalls kaum mehr wieder als die offizielle Linie. Man müsse höchste Sicherheitsstandards anwenden, man müsse von der jetzigen Erfahrung in Japan lernen, und so weiter. Doch eine Stimme, die etwa fordert, China solle vom nuklearen Ausbau überhaupt die Finger lassen, die findet sich in der offiziellen Presse nicht. Dafür muss man in die Welt der Blogger im chinesischen Internet eintauchen. Dort findet tatsächlich eine Diskussion statt über den Sinn des Kernkraftrausches in China. Was in Japan heute passiert, wird bei uns in China morgen passieren, ist da etwa zu lesen. Und auch viele melden sich zu Wort, die sagen, China solle von der Kernkraft besser aussteigen, bevor es überhaupt so richtig eingestiegen ist.