Heute Sitzung des Beirats

Wird Vermeers "Malkunst" restituiert?

Am 18. März 2011 tagt der Rückgabebeirat, und er könnte eine folgenschwere Entscheidung treffen, geht es doch in der Sitzung um die Frage der Restitution eines der wertvollsten Gemälde des Kunsthistorischen Museums: Vermeers "Die Malkunst". Ein Gemälde mit einer bewegten Vergangenheit.

Kultur aktuell, 18.03.2011

Weniger als 40 Bilder hat Vermeer gemalt, "Die Malkunst" - ein Spätwerk, gleichzeitig sein größtes Bild - hat sein Haus nie verlassen. Diese Allegorie für die Malerei ist zwischen 1666 und 1668 entstanden, seit 1946 befindet sich das Werk im Kunsthistorischen Museum in Wien. Vor einem Jahr wurde ihm dort eine ausführliche eigene Ausstellung gewidmet.

Fürs Führermuseum vorgesehen

Vor dem Zweiten Weltkrieg war "Die Malkunst" Eigentum von Jaromir Czernin, der es schon in den späten 1930er Jahren verkaufen wollte. Allerdings nach Amerika. Czernin, ein Schwager des damaligen Kanzlers Kurt Schuschnigg, hatte von diesem schon eine Ausfuhrgenehmigung für das Bild bekommen. Doch zu seinem Pech hatte Adolf Hitler andere Pläne: er wollte den Vermeer für sein Führermuseum.

Czernin, dessen Frau nach den Nürnberger Gesetzen ein Mischling zweiten Grades war, verlangte 1940 zwei Mio. Reichsmark. Das war Hitler zu viel und er machte Druck. Schließlich musste Jaromir Czernin sich mit 1,65 Mio. begnügen. In einem Brief bedankte er sich höflich bei Hitler.

Zwangsverkauf oder nicht?

Die Frage, die der Rückgabebeirat zu klären hat, ist, ob es sich dabei, wie die Erben argumentieren, um einen Zwangsverkauf handelte oder nicht. Wenn dem so wäre, dann müsse das Bild den Erben restituiert werden.

Der Streit ist nicht neu. Der 2006 verstorbene Journalist und Verleger Hubertus Czernin - bekannt unter anderem wegen seiner Enthüllungen in der Waldheim-Affäre - war nach Durchsicht der Akten zu dem Schluss gekommen, dass die Restitution in den Nachkriegsjahren zu Recht nicht erfolgt ist. In bisherigen Rückstellungsverfahren in den Nachkriegsjahren bis 1960 war der Verkauf als freiwillig und der Preis als angemessen betrachtet worden.

Neue Dokumente vorgelegt

Heute vertreten die Anwälte der Erben die These eines Notverkaufs und unterstreichen ihre Meinung mit neuen Dokumenten. So wird etwa ein Brief Martin Bormanns zitiert, in dem Hitlers Unterhändler sich brüstet, dass "dieses beste Bild Vermeers einen internationalen Wert (habe), der weit über den bewilligten Preis hinausgeht".

Man kann der Entscheidung des Rückgabebeirates mit Spannung entgegen sehen. Nach Klimts "Goldener Adele" im Belvedere könnte ein weiteres Bundesmuseum auf ein Hauptwerk der Kunstgeschichte verzichten müssen.

Service

Wikipedia - Die Malkunst
KHM