Catherine Deneuve als Unternehmersgattin
Francois Ozons "Das Schmuckstück"
Unter "Potiche" versteht man in Frankreich einen unnützen Ziergegenstand im Wohnzimmer, vielleicht nett anzusehen aber sonst nicht viel Nutzen. Und genauso nennt der französische Regisseur Francois Ozon seinen neuen Film im Original. Unter dem deutschen Titel "Das Schmuckstück" kommt der Streifen rund um die Emanzipation einer Unternehmersgattin in die heimischen Kinos.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.03.2011
Wir befinden uns im Jahr 1977 und die Welt scheint für die Suzanne Pujol (Catherine Deneuve) noch in Ordnung: die Unternehmersgattin geht morgens im roten Trainingsanzug Joggen, freilich mit gut sitzender Frisur. Sie beobachtet die Natur, und schreibt so manches Gedicht dazu. Zu Hause pariert sie in der Rolle der Haus- und Ehefrau, ganz nach dem Wunsch ihres tyrannischen Gatten (Fabrice Lucchini).
Erfolgreiche Komödien
Der französische Regisseur Francois Ozon stöbert gerne in Filmgenres herum, da macht er wie im Film "Angel" aus der Erfolgsgeschichte einer Trivialautorin eine ausufernde Kostümromanze, unternimmt wie in "Swimming Pool" einen Ausflug ins Krimifach, rekonstruiert in 5x2 eine Beziehungstragödie und verhandelt Themen wie Verlust und Tod in Werken wie "Unter dem Sand" und "Die Zeit die bleibt".
Doch am erfolgreichsten hat sich Ozon bisher im Komödiengenre geschlagen: etwa mit seinem schwarzhumorigen Spielfilmdebüt "Sitcom", oder mit "Acht Frauen", einer beschwingten Mixtur aus Musical, Krimi und Melodram. Genau dort scheint Ozon nun auch mit "Potiche" anzuschließen, einer Kombination aus Melodram und der Möglichkeit zu lachen, wie er ausführt.
Klassen- und Geschlechterkampf
Am Anfang von "Das Schmuckstück" sind die Geschlechterverhältnisse noch klar. Doch dann verändern sich die Rollenbilder. Nach einem Herzinfarkt des Gatten soll Mdme Pujol den Betrieb leite. Francois Ozon entwickelt eine flotte und bissige Komödie zwischen Klassen- und Geschlechterkampf, ohne die Grundidee, die Emanzipation der Frauen, aus den Augen zu verlieren.
Nicht zuletzt der Wahlkampf zwischen Nicolas Sarkozy und Segolene Royale habe ihm, so Ozon weiter, "das Wiederaufkommen eines Machismus in Frankreich deutlich gemacht." Ozon macht sich über die Männerfiguren lustig - auch über einen von Gérard Depardieu gespielten Gewerkschaftsboss -, ohne sie auf banale Weise bloß zu stellen. Stets agiert der Film ein wenig überdreht und ist dennoch nie eine reine Klamotte. Kurzum: Hier funkelt ein wahres Schmuckstück im Kino.