Giora Feidman wird 75

König des Klezmer

"Musik ist ein Gebet ohne Religion", sagt einer, der mit seiner Klarinette schon fast überall auf der Welt "gebetet" hat: Giora Feidman. Am Freitag, 25. März 2011, wird der berühmteste Klezmer-Musiker unserer Zeit 75.

Anlass für eine neue CD, eine Tournee, die ihn am 9. Mai auch ins Wiener Konzerthaus führt, und ein Buch mit Erinnerungen: "Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt" heißt Giora Feidmans soeben erschienene Autobiografie.

Musik ist geistige Nahrung

Giora Feidman, geboren am 25. März 1936 in Buenos Aires, ist Musiker in der vierten Generation. Sein Vater, ein bessarabischer Jude, der Anfang des 20. Jahrhunderts nach Argentinien auswanderte, lehrte ihn das Klarinette spielen und seine "Philosophie": Musik als geistige Nahrung, als Botschaft der Liebe.

Mit 20 wandert Giora Feidman nach Israel aus und wird Mitglied des Israel Philharmonic Orchestra, Anfang der 1970er Jahre geht er als Solist nach New York. Dann, Mitte der 1980er Jahre, wird er von Regisseur Peter Zadek für Deutschland entdeckt und spielt in dessen legendärer Inszenierung von Joshua Sobols "Ghetto" mit.

Gute Beziehung zu Deutschland

Als intensivste Entwicklung seines Lebens bezeichnet Giora Feidman heute sein Verhältnis zu und seine Position in Deutschland: Als Jude fühle er sich in Deutschland zu Hause, so Feidman, und das nicht wegen der Vergangenheit, sondern wegen der Gegenwart.

Welche Pläne hat Feidman, der nicht nur mit jiddischer Musik reüssierte, sondern auch mit Tango und Jazz, mit klassischer und Filmmusik, für die Zukunft? Welcher Traum soll noch in Erfüllung gehen? "Ich würde gerne in Palästina so leben, wie ich in Deutschland lebe."

Bewunderung für Daniel Barenboim

Wenn es um die Zukunft Israels und den blutigen israelisch-palästinensischen Konflikt geht, wird der sonst so milde wirkende Musiker doch einmal energisch. Giora Feidman wünscht sich, noch ein Konzert in Palästina geben zu können und bewundert Daniel Barenboim, der in Ramallah spielte.

Giora Feidman schlage Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Schichten, schrieb einst Leonard Bernstein – und schloss mit dem Wunsch: "Lang lebe Giora, seine Klarinette und seine Musik!"

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Giora Feidman