Kritik an Japans Informationspolitik

"Vorübergehende" Kernschmelze

Im Reaktor 2 des Atomkraftwerks Fukushima sei eine "vorübergehende" Kernschmelze eingetreten, meint die Regierung, ohne zu erläutern, was das genau bedeutet. Das sei jedenfalls die Erklärung für die enorme Strahlenbelastung des Wassers im Turbinengebäude. Experten kritisieren die Informationspolitik der Regierung, die die Einschätzung der Folgen erschwere.

Mittagsjournal, 28.03.2011

Weitere Beschwichtigung

In Japan verstärken sich die Zweifel an den offiziellen Angaben über den Stand der Reaktorkatastrophe. So war heute früh von einer "vorübergehenden Kernschmelze" im Reaktor zwei von Fukushima die Rede. Gemeint ist offenbar die teilweise Schmelze des Reaktorkerns, unklar bleibt weiter das Ausmaß der Verstrahlung. Regierung und AKW-Betrieber versuchen weiter zu beruhigen.

"Menschen in Tokio sollten sich Sorgen machen"

Der Risikoforscher Wolfgang Kromp und Karl Kienzl vom Umweltbundesamt im Ö1 Morgenjournal-Gespräch am 28.03.2011 mit Hubert Arnim-Elissen

Beunruhigende Meldungen

Der Leiter des Instituts für Risiko- und Sicherheitswissenschaften der Wiener Universität für Bodenkultur, Wolfgang Kromp, sieht im "Auf und Ab widersprüchlicher Meldungen eine gewisse steigende Tendenz". Im Ö1-Morgenjournal sagte Kromp, die Menschen im Raum Tokio sollten sich sehr wohl Sorgen machen, die Informationspolitik sei unbefriedigend, kritisiert der Risikoforscher.

Glück mit dem Wetter

Die weitere Entwicklung werde davon abhängen, ob ein völliges Durchschmelzen des Reaktordruckbehälters durch Kühlmaßnahmen verhindert werden kann. Ein weiterer wesentlicher Faktor sei das Wetter, mit dem Japan bisher "unglaubliches Glück" gehabt habe: Denn Westwind habe bisher die Radioaktivität auf den Pazifik hinausgetrieben. "Da kann sich einiges noch ändern", so Kromp.

Entwarnung für Österreich

Für Österreich geben die Experten relative Entwarnung: Die radioaktiven Stoffe von Fukushima würden nicht in hohe Luftschichten aufsteigen und daher nicht so weit verfrachtet. In den Messwerten könnte man in Österreich keine Veränderungen feststellen, wenn man von dem AKW-Unglück nichts wüsste, so Kienzl. Ein Thema ist das Meeresökosystem und die Nahrungskette, in der sich Radionukleide ansammeln. Lebensmittelimporte aus Japan würden in Europa aber genau überprüft.

Martin Fritz aus Tokio

im Morgenjournalgespräch am 28.03.2011 mit Hubert Arnim-Ellisen

Alltag unter dem Damoklesschwert

In Japan scheint man sich damit abgefunden zu haben, dass die Lage sich nicht so rasch bessern wird. Trotz der Dauerbedrohung und neuer heftiger Nachbeben normalisiert sich das Leben zumindest im Großraum Tokio. Der Bereich um Fukushima wird aber immer menschenleerer - eine Abwanderungsbewegung hat eingesetzt.

Morgenjournal, 28.03.2011

Kaum Besserung in Bebenregion

Der Tsunami hat ganze Städte an der Küste ausgelöscht. 20.000 Menschen sind ums Leben gekommen. 250.000 sind obdachlos und harren unter teils unzureichenden sanitären Bedingungen in Notunterkünften aus. Eine rasche Lösung ist für sie nicht abzusehen.

Service

Japanisches Strahlenmessnetz
Österreichisches Strahlenfrühwarnsystem
science.ORF.at - Von Cäsium bis Super-GAU
Tokyo Electric Power Company

Zentrale Japan-Hotline der Bundesregierung:
Telefon: 059133 / 9500

Spenden für Japan
Samariterbund - PSK 1,834.000
Care - PSK 1,236.000, KW: Japan
Caritas - PSK 7.700 004, KW: Erdbeben Japan
Diakonie - PSK 23.13.300, KW: Erdbeben Japan
Hilfswerk Austria - PSK 90.001.002, KW: Erdbeben Japan
Rotes Kreuz - PSK 2.345.000, BLZ 60.000
Volkshilfe - PSK 1.740.400, KW: Japan
World Vision Österreich - PSK 90 890000, KW: Erdbeben Japan