Ausstellung im Museum Gugging
Die Kunst des Gaston Chaissac
Gaston Chaissac gehört mit seiner naiven und spontanen Malerei zu den eigenwilligsten Künstlern Frankreichs. 1910 in Avallon in Burgund geboren, war Chaissac im Kunstbetrieb seiner Zeit ein Außenseiter. Der radikale Autodidakt wurde erst nach seinem Tod 1964 als bedeutender Künstler anerkannt.
8. April 2017, 21:58
Hierzulande ist er allerdings nach wie vor ein weithin Unbekannter. Das soll sich jetzt ändern. Im Museum Gugging bei Klosterneuburg wird am Mittwochabend, 30. März 2011, eine umfassende Werkschau eröffnet - mit rund 125 Zeichnungen, Collagen, Malereien und bemalten Objekten aus einer französischen Privatsammlung, Arbeiten, die zum großen Teil erstmals öffentlich zu sehen sind.
Kulturjournal, 30.03.2011
Bemalte Fundstücke
Maskenartige Gesichter auf Holz und auf Zeitungspapier, auf Leinwänden, Wellblech, Pappe, und Stein. Einmal grinsend, dann wieder mit aufgerissenem Mund, große Augen, weit geöffnet. Mit kräftigen, leuchtenden Farben hat Gaston Chaissac seine Fundstücke - Körbe, Kübel, Küchen- und Gartengeräte - in scheinbar kindlich-naiver Einfachheit bemalt. Gaston Chaissac erweckt sie zum Leben.
Gaston Chaissac war ein Autodidakt, erklärt der Direktor des Museums Gugging, Johann Feilacher. Er hat erst im Alter von 27 Jahren zu malen begonnen, als er andere Künstler kennen lernte. Er "hat innerhalb eines Jahres einen eigenen Stil entwickelt, mit dem er allerdings nie großen Erfolg hatte. Er hat sich dann auf das Land zurückgezogen, hat dort mit seiner Frau gelebt und war dort ein völlig verkannter Künstler, bis er im Alter von 54 Jahren 1964 gestorben ist".
Wegbereiter der Pop Art
Melancholisch verträumt schaut Gaston Chaissac anno 1952 in die Kamera, verträumt und zugleich selbstbewusst. Hinter ihm: die offene Tür zu seinem Atelier. Diese Tür - vom Künstler bemalt - steht übrigens jetzt im Museum Gugging. Zurückgezogen in der französischen Provinz hat Chaissac sein Werk vorangetrieben, unbeeindruckt von den Moden der Zeit.
"Chaissac war von niemandem beeinflusst", so Feilacher, "er hat auch gesagt, er muss zeichnen, nicht lernen, er kann das ja sowieso. Dieses Selbstverständnis kann man in der Arbeit erkennen. Alles, was er macht, macht er souverän klar."
Von den ersten Tuschezeichnungen, über Collagen aus Tapetenresten und Ölgemälde bis hin zu Holzbrettern, die er in beeindruckende Totems verwandelt hat. "Man findet auch Anteile von Pop Art darin", sagt Feilacher, "die viel später erst gekommen ist, aber er ist sicher ein ganz wesentlicher Wegbereiter auf diesem Gebiet."
Bis jetzt vor der Öffentlichkeit verborgen
Jean Dubuffet, eine Galionsfigur jener Zeit, war einer der wenigen Zeitgenossen von Gaston Chaissac, die seine Kunst verstanden und schätzten. Und er war der einzige, der Bilder und Objekte des um zehn Jahre jüngeren Kollegen ankaufte - zunächst für seine Art-brut-Sammlung. Nicht zuletzt haben dieser Arbeiten Dubuffet selbst wesentlich beeinflusst, sagt Johann Feilacher und "das kann man auch an vielen Werken erkennen".
Die Zeichnungen von Gaston Chaissac waren jahrzehntelang versteckt - die Tochter des Künstlers hat sie vor der Öffentlichkeit bis dato verborgen. Im Museum Gugging sind sie jetzt erstmals zu sehen: Kandinsky-Paraphrasen, traurige Figuren, rhythmische Striche, Liniengerüste, schwarz ausschraffierte Flächen und ein unregelmäßiger Strich.
"Meine Zeichnungen verkörpern meine intimen Gedanken, meine Träume, meine Aspirationen, meine Enttäuschungen", schrieb Chaussac 1939. Eine späte, aber lohnende Entdeckung.
Service
"gaston chaissac.!" und "gaston chaissac.! Erstmals gezeigte Zeichnungen", 31. März bis 25. September 2011, Museum Gugging,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Museum Gugging