Schlichtungsstellen und Mediation
Neue Vorschläge zum Obsorge-Streit
Eine Schlichtungsstelle, soll vermeiden helfen, dass Obsorge-Konflikte vor Gericht eskalieren, fordert die Vorsitzende der österreichischen Familienrichter, Doris Täubel-Weinreich. Der Bundesverband für Mediation fordert verpflichtende Erstinformation seitens der Gerichte über Mediationsmöglichkeiten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.03.2011
Schlichten statt klagen
Ein Noch-Ehepaar streitet, wer nach einer Scheidung was bekommen soll und wer sich wie intensiv um die Kinder kümmert. Das Gericht entscheidet, und oft werden die Vereinbarungen danach nicht eingehalten, sagt die Vorsitzende der Familienrichter Doris Täubel-Weinreich. Helfen könnte da eine Schlichtungsstelle, die streitende Eltern kontaktieren müssen, bevor überhaupt eine Klage eingereicht werden kann.
Mediation besser als Urteil
Denn ein Gericht sei nicht unbedingt der beste Ort, um Familienstreitigkeiten zu regeln, sagt Täubel-Weinreich, weil darunterliegende Probleme nicht gelöst werden. Christine Haberlehner vom Bundesverband für Mediation fordert deshalb, dass Richterinnen und Richter Paare, die sich trennen, über Mediation informieren müssen.
Die Zahlen zeigen: Mediation ist in Österreich kaum bekannt. Dabei gibt es sogar eine sozial gestaffelte finanzielle Unterstützung des Bundes. 250 Paare haben davon im Vorjahr profitiert. Familienrichterin Doris Täubel-Weinreich empfiehlt ihren Klienten dann Mediation, wenn eine Chance besteht, dass sie wieder miteinander reden können.
Regeln selbst erarbeiten
Das neue Familienrecht, über das derzeit gestritten wird, sieht eine weitergehende Regelung vor, sagt Richterin Doris Täubel-Weinreich: Der Richter kann das streitende Paar zu einem Mediationsversuch verpflichten - für Täubel-Weinreich ein Schritt in die richtige Richtung. Doch dem Mediationsverband geht das nicht weit genug. Denn eine selbst erarbeitete Lösung sei immer besser als eine verordnete, sagt Christine Haberlehner. Dass solche Regeln halten, ist wesentlich wahrscheinlicher. Deshalb wollen die Mediatoren auch in Schlichtungsstellen eingebunden werden.
Das neue Familienrecht soll Anfang nächsten Jahres in Kraft treten, ausgehandelt ist es noch nicht.