Lesefest im Zeichen der Schuld
Aharon Appelfeld in Rauris
Die Schuld - und wie Menschen mit eigener und fremder Schuld umgehen. Um diese Frage drehten sich die 41. Rauriser Literaturtage, die am Sonntag, 3. April 2011, zu Ende gegangen sind. Der Höhepunkt des fünftägigen Lesefestes war die Begegnung mit dem 79-jährigen Aharon Appelfeld, der ein Nazi-Opfer war - und bis heute ist.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 04.04.2011
Appelfeld wurde 1932 als einziges Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in der rumänischen Bukowina geboren. Mit drei Jahren lernte er Deutsch, obwohl im Elternhaus Jiddisch und in der Bevölkerung Ukrainisch gesprochen wurde. Im Herbst 1941 wurde Appelfeld mit seinem Vater von deutschen Truppen in die Ukraine deportiert. Seine Mutter wurde ermordet.
Es gelang ihm die Flucht über Jugoslawien nach Neapel. 1946 konnte er nach Palästina ausreisen. Nach dem Erlernen der hebräischen Sprache studierte Appelfeld von 1951 bis 1956 Literatur an der hebräischen Universität in Jerusalem.
Appelfeld ist Professor für hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität in Beer Scheba. In seinem literarischen Werk beschäftigt er sich in erster Linie mit den Schicksalen jüdischer Menschen in einer multikulturellen Gesellschaft.
In deutscher Sprache erschienen von Appelfeld unter anderem "Die Haut und das Hemd" (1971), "Der eiserne Pfad" (1979), "Tizli" (1983), "Der unsterbliche Barthfuß" (1990), "Alles was ich liebte" (2002) und zuletzt "Geschichte eines Lebens" (2005).