Saison 2010/2011 im Theater an der Wien

Vom Barock bis zur Moderne

Bereits zum zweiten Mal wurde das Theater an der Wien unter die ersten drei der "Top Opernhäuser" gereiht, die Auslastung liegt zurzeit bei über 94 Prozent und die Zahl der Abos ist gestiegen. Beste Voraussetzungen also für die kommende Saison, die wieder Erstaunliches bieten soll.

Kulturjournal, 05.04.2011

Uraufführung von Auerbachs "Gogol"

Intendant Roland Geyer sieht das Theater an der Wien als "Wunderwelt". 26 Musiktheaterstücke wird diese Wunderwelt an der Wienzeile nächste Saison bieten, darunter zwölf neue Inszenierungen vom Barock bis zur Moderne, womit das Haus seinen Ruf als Zentrum für Barock und modernes, zeitgemäßes Musiktheater bestätigen will.

Wie macht man Letzteres am besten? Durch eine Uraufführung und die findet man mit Lera Auerbachs "Gogol" im November dieses Jahres. Die russische Komponistin Lera Auerbach zählt zu den herausragenden Künstlerinnen der jungen Generation. Vladimir Fedosejew wird das ORF Radiosymphonieorchester Wien leiten, inszenieren wird Christine Mielitz. "Es ist ein buntes, ein wildes Stück", so Mielitz, die sich besonders über die russische Besetzungsriege freut.

Die Wiener Symphoniker und das RSO Wien sind nach wie vor die Hauptorchester des Theaters an der Wien. Mit Brittens "The Turn of the Screw", der Eröffnungspremiere der kommenden Saison, wird das RSO seine 16. Produktion mit dem Theater an der Wien bestreiten, zum zweiten Mal unter der Leitung seines nunmehrigen Chefs Cornelius Meister, der von dieser Zusammenarbeit begeistert ist.

Monteverdi-Zyklus

Von Monteverdi bis Auerbach reicht der zeitliche Bogen. Dazwischen findet man Händels "Serse" in der Inszenierung von Adrian Noble, Monteverdis "L'Orfeo" mit Ivor Bolton am Pult des Freiburger Barockorchesters, mit dem übrigens ein fünfteiliger Monteverdi-Zyklus gestartet wird.

Mit "Hamlet", "Jolanthe" und "Francesca da Rimini", Rossinis "La Donna del Lago" und Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" begibt sich das Theater an der Wien dann auf eine Opernreise durchs 19. Jahrhundert. Hoffmann wird von William Friedkin inszeniert, der Filminteressierten durch den Film "Der Exorzist" wahrscheinlich ein Begriff ist.

Neben der szenischen Opernproduktionen gibt es zahlreche konzertante Opern zu hören wie Händels "Giulio Cesare in Egitto", "Jephta" und "Theodora" oder Vivaldis "Orlando Furioso".

Geht Geyer nach Bregenz?

Auch die Hölle wird wieder bespielt. Zwei Uraufführungen seien genannt: "Vogel Herzog Idiot" lautet der Titel dreier Mini-Mono-Opern nach einer Idee von Rupert Bergmann und Jury Everhartz, die "Kafka-Fragmente" werden von Peter Pawlik inszeniert.

Soweit die Saison 2011/12. Roland Geyers Vertrag geht bis 2016, sein Name geistert aber auch als eventueller Nachfolger David Pountneys für die Bregenzer Festspiele durch die Medien. Umso erstaunlicher, dass ihn die Frage danach relativ unvorbereitet traf. Roland Geyer sichtbar aufgewühlt und indifferent: "Ich programmiere bis 2016. Ich bin gerne am Theater an der Wien, ich liebe dieses Theater an der Wien und das tue ich da."

Textfassung: Ruth Halle